Ein kleines A-Z des Gebets

Von Ave Maria bis Zettel

Mit einem elektronischen Rosenkranz will die katholische Kirche junge Menschen für die traditionelle Gebetsform interessieren. Anlass, um einmal einen genaueren Blick auf Arten, Haltungen und Zubehöre des Gebets zu werfen.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Mann im Gebet / © Billion Photos (shutterstock)

Ave Maria: Das "Gegrüßet seist du, Maria" ist der Beginn und der Name eines Grundgebetes zur Muttergottes. Nach biblischer Überlieferung war dies die Begrüßung des Engels Gabriel bei der Ankündigung der Geburt Jesu.

Brevier: von lat. "brevis", kurz. Auch Stundenbuch genannt, enthält es die Texte zur Feier des Stundengebets. Handliche Kleinausgaben können Priester und Ordensleute unterwegs mitführen. Im 20. Jahrhundert wurde das Pensum der pro Tag zu absolvierenden Gebete stark verringert.

Charisma: von griech. "Gnadengabe". Etwas von Gott Geschenktes; zum Beispiel verschiedene geistliche Fähigkeiten wie Erkenntnis, Weisheit oder Glaubenskraft vermitteln zu können, Prophetie, Heilung, Wunderwirkung, Unterscheidung der Geister oder Zungenrede.

Dürer: Die betenden Hände des deutschen Renaissancemalers von 1508 gehören zu den meistzitierten Bildern über das Gebet.

Engel des Herrn: Der "Angelus", ein christliches Grundgebet, wird traditionell mehrmals täglich gebetet. Der Name kommt wie beim "Ave Maria" von seinen Anfangsworten: "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft...".

Fürbitte: ein Gebet, das für jemand anderen vor Gott getragen wird. Es kann sowohl still und persönlich als auch gemeinsam in der Gemeinde/im Gottesdienst gebetet werden, vorformuliert oder in freier Form. Oft werden Heilige um ihre Fürsprache bei Gott gebeten.

Gebetssturm: 1571 vernichtete eine katholische Seemacht die türkische Flotte in der Schlacht von Lepanto. Der Sieg wurde einem sogenannten Gebetssturm zugerechnet, weil in ganz Europa der Rosenkranz gebetet wurde. Rechtskatholische Kreise setzen bis heute "Gebetsstürme" ein, etwa zum Lebensschutz.

Hochgebet: Höhepunkt des eucharistischen Gottesdienstes. Ziel von Lobpreis, Dank und Bitte ist die Gemeinschaft der Gläubigen am Leib und Blut Christi.

Inbrunst: ein Gefühl der Leidenschaft, etwas zu tun und sich einer Sache voll hinzugeben.

Jesus: nach christlicher Überzeugung der Sohn Gottes, geboren von der Jungfrau Maria. Zweite Person der Dreieinigkeit Gottes, Erlöser des Menschen am Kreuz. Zu ihm, seinem Vater und seiner Mutter Maria richten sich wohl die meisten Gebete der Christen.

K: ein reicher Buchstabe zum Thema. Kerzen symbolisieren das Licht der Welt; sie werden angezündet zum Gebet und als Fürbitte für persönliche und/oder andere Anliegen. Das Kreuzzeichen drückt die Zugehörigkeit zu Christus und zum dreifaltigen Gott aus. Das Knien ist demütiger Ausdruck der Verehrung, im Christentum eine Gebets- und Meditationshaltung.

Liturgie: Feier zur Verehrung Gottes und zur Vertiefung des Glaubens. Zentrale Elemente sind Gebet und Verkündigung, feierliche Gestaltung mit Gesang, Kleidung und Geräten, Symbolhandlungen und Spendung von Sakramenten.

Monstranz: ein kostbares liturgisches Gerät (von lat. monstrare, zeigen), das eine geweihte Hostie zur Verehrung zeigt. An Fronleichnam wird es zur Bezeugung des Glaubens durch die Straßen getragen.

Nunc dimittis: "Nun (ent)lässt du (Herr, deinen Knecht)" sind die Anfangsworte des Lobgesangs des Simeon. Dieser erkennt damit die Erfüllung einer Verheißung an, nach der er nicht sterben sollte, bevor er nicht den Messias gesehen habe. Mit dem Magnificat und dem Benedictus gehört es zu den Lobgesängen (Cantica) des Lukas-Evangeliums.

Orantenhaltung: eine demonstrative Gebetshaltung mit ausgebreiteten Armen in Schulterhöhe. Der Kopf ist gesenkt oder zum Himmel erhoben.

#prayfor...: eine Twitterform des Massengebets zu einem per Hashtag vorgegebenen Thema. Psalmen: poetisch verfasste religiöse Texte aus jüdischer Zeit, vielfach auch in der christlichen Liturgie verankert. In ihnen sind viele urmenschliche Erfahrungen verdichtet.

Quantität oder Qualität: Viele christliche Grundgebete wirken auf Außenstehende eher heruntergeleiert als inbrünstig. Viele Beter verweisen aber gerade auf eine meditative Wirkung ganz verinnerlichter Texte.

Rosenkranz: Gebetskette für das Rosenkranzgebet, einer Abfolge aus einem Vaterunser und zehn Ave Marias. Der Rosenkranz richtet sich an die Gottesmutter Maria und gehört zu den verbreitetsten Gebeten in der katholischen Kirche. Als "Click To Pray eRosary" nun also auch elektronisch.

Stoßgebet: rasch vorgebrachtes Gebet aus Furcht vor dem Tod oder einem plötzlich drohenden Ereignis. Stehen: eine offene, aufrechte Gebetshaltung. Sie drückt die Freiheit der Kinder Gottes aus, die aus der Knechtschaft der Sünde befreit sind.

Tischgebet: ein Segens- und Dankgebet zu Gott. Es wird vor und oft auch nach einer Mahlzeit gesprochen oder gesungen.

Ungeduld: "Wenn et bedde sich lohne däät" (wenn sich das Beten lohnen würde) sang die Kölner Mundart-Band BAP - und traf damit einen Nerv der Jugend. Ein mathematischer Tun-Ergehen-Zusammenhang ist nicht herzustellen. Lohnt sich also die Zeit zu beten?

Vaterunser: das meistverbreitete Gebet des Christentums, "das der Herr selbst uns zu beten gelehrt hat", also Jesus seinen Jüngern beibrachte. Die Anrufung Gottes im Himmel heißt nach den lateinischen Anfangsworten auch "Pater noster".

Wiederholung: "Bis repetita non placent", sagt der Lateiner - Wiederholungen gefallen nicht. Für den Beter gilt das nicht. Eingeübtes hilft vielen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren oder gar erst einen Kontakt herzustellen.

X: mag für x ungezählte andere Gebetsformen stehen...

Yoga: eine philosophische Lehre aus Indien, die geistige und körperliche Übungen und Praktiken umfasst. Meditative Formen betonen geistige Konzentration, andere eher körperliche Disziplin oder Askese.

Zettel: Gebetszettel, die jüdische Beter in die Jerusalemer Klagemauer stecken, sollen direkt zu Gott gelangen. Auch auf jüdischen Grabsteinen sind Gebetszettel verbreitet.


Quelle:
KNA