Pilgern zu Pferd in Oberösterreich

Im Sattel zu sich selbst finden

Wer pilgern will, kann das zu Fuß oder mit dem Fahrrad tun - oder auch zu Pferd. Auf dem Johannesritt in Oberösterreich finden Reiter auf 100 Kilometern Zeit zum Abschalten und Nachdenken, sagt Markus Danniger vom Reitverband Mühlviertler Alm. 

Johannesritt in Oberösterreich soll helfen, abzuschalten und Ruhe zu finden  / © fotokostic (shutterstock)
Johannesritt in Oberösterreich soll helfen, abzuschalten und Ruhe zu finden / © fotokostic ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Warum heißt die Pilgertour, die sie anbieten, Johannesritt. Hat das etwas mit den Orten zu tun, an denen die Reiter vorbeikommen?

Markus Danninger (Obmann des Reitverbandes Mühlviertler Alm in Oberösterrich): Der Gründer dieses Weges ist der Hautarzt Dr. Johannes Neuhofer. Weil er das forciert hat, hat man den Weg Johannesweg oder auch Johannesritt genannt.

DOMRADIO.DE: Was ist das Ziel dieses Pilgerwegs zu Pferd?

Danninger: Wir wollen den Gästen, die unterwegs sind, ermöglichen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Deshalb ist man auch sehr langsam unterwegs. Die Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, sich über das Thema Natur dem eigenen Geist zu widmen und ihm näher zu kommen. Gerade in der Zeit, wo alles "schneller, höher, weiter" ist, ist es ein wunderbarer Ausgleich, mit dem Pferd langsam unterwegs zu sein. Das Feedback geht auch genau in die Richtung, dass wir da das richtige Angebot geschaffen haben.

DOMRADIO.DE: Sie sagen es schon: Hier geht es nicht um "schneller, höher, weiter". Das heißt, es wird Schritt geritten. Aber was, wenn die Pferde doch mal Lust etwas schneller unterwegs zu sein? Das kann ja auch mal passieren.

Danninger: Das kann passieren, natürlich. Aber weil der Weg 110 Kilometer lang ist, gibt es natürlich hier oder dort die Möglichkeit, schneller zu reiten. Es gehört zum pilgern dazu, einfach mal zu sagen: Jetzt lassen wir die Leinen los. Aber in Summe ist es auch aufgrund der Topografie der Mühlviertler Alm gar nicht möglich, über weite Strecken zu galoppieren, weil es einfach immer bergauf und bergab geht. Aber, wie gesagt, wenn es sein soll, gibt es schon Strecken, wo man das auch machen kann. Da kann man sich und die Pferde so richtig auspowern.

DOMRADIO.DE: Kann man nur mit eigenem Pferd mitmachen oder auch als Gelegenheitsreiter oder als jemand, der lange nicht mehr geritten ist?

Danninger: Unsere Region ist sehr spezialisiert auf das Thema Wanderreiten. Das heißt, bei uns gibt es ein großes Angebot an Leihpferden. Man leiht sich ein Pferd aus, geht entweder geführt oder ungeführt - ganz wie man möchte. Das ist auch für Wiedereinsteiger sehr gut geeignet, weil die Pferde das natürlich auch gewöhnt sind.

DOMRADIO.DE: Welche Einkehr- und Ruheorte gibt es, beziehungsweise welche Themen werden behandelt?

Danninger: Es gibt auf diesem Johannesritt zwölf Stationen und damit auch zwölf Botschaften. Da geht es um Mut, um Neid, um Nächstenliebe. Also durchaus auch um Sachen, die aus dem religiösen Bereich kommen. Wobei der Pilgerritt nicht religiös, sondern einfach spirituell zu verstehen ist. Auf diesen zwölf Stationen gibt es dann jeweils etwas zum Innehalten. Da kann man auch die Pferde sehr gut versorgen, damit man sich völlig unabgelenkt dem jeweiligen Thema widmen kann. Das ist eigentlich das, was den ganzen Tag über ganz gut nachwirkt.

DOMRADIO.DE: Ist man da alleine unterwegs oder in einer Gruppe?

DOMRADIO.DE: Wichtig ist, dass man - wenn überhaupt - in einer sehr kleinen Gruppe unterwegs ist., damit man sich in Ruhe den verschiedenen Themen widmen kann. Der Vorteil einer Gruppe ist allerdings: Man wird auch geführt. Es ist bei einem Reitwegenetz von 700 Kilometern durchaus auch praktisch zu wissen: Da geht jemand vor und ich gehe hinterher.

DOMRADIO.DE: Aber das heißt, man muss sich keine Gedanken machen, dass man den falschen Weg einschlägt?

Danninger: Nein, die Wege sind alle top beschriftet. Da hat sich noch niemand verlaufen.

DOMRADIO.DE: Wie viele Stunden sitzt man denn letztendlich auf dem Pferd oder im Sattel?

Danninger: Auf dem Pferd sitzt man gar nicht so lange. Im Durchschnitt legt man 20 Kilometer pro Tag zurück. Das ist nicht viel - das sind vielleicht fünf Stunden, wenn man im Schritt unterwegs ist. Aber der Tag an sich dauert natürlich trotzdem acht Stunden, weil man sich bei den Stationen ja Zeit lässt. Man steigt dort ab, versorgt das Pferd und verbringt dort zwischen 30 und 45 Minuten. In dieser Zeit kann man sich den Themen sehr gut hingeben.

DOMRADIO.DE: Und wie ist das Feedback von den Teilnehmern?

Danninger: Das ist spitzenmäßig. Genau das wollten wir auch erreichen. Wir wissen alle: Der Job ist stressig. Mittlerweile sind auch Freizeitbeschäftigungen stressig. Alle wollen möglichst viele und aufregende Dinge machen. Da ist es ganz willkommen, mal durchzuatmen und Ruhe zu finden. 

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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