Vor 125 Jahren starb der heilige Bruder Konrad von Parzham

"Ich glaub', jetzt geht's nimmer"

18-Stunden-Tage waren für den Kapuziner Konrad von Parzham keine Seltenheit. Doch dann kam der Punkt, als der 75-Jährige mit seinen Kräften am Ende war. Er legte sich nieder und starb drei Tage später am 21. April 1894.

Autor/in:
Barbara Just
Heiliger Bruder Konrad  / © Katharina Ebel (KNA)
Heiliger Bruder Konrad / © Katharina Ebel ( KNA )

Beten, arbeiten und für die Menschen im Namen des Herrn da sein. Das war des Leben des Kapuzinerbruders Konrad Birndorfer. Pflichtbewusst saß er 40 Jahr lang an der Pforte des Sankt Anna-Klosters in Altötting. Klopfte ein Bettler an, musste dieser nie hungrig wieder gehen. Beschimpfungen und Ärger ertrug der Kapuziner mit Geduld. Stets griffbereit lag das Haushaltsbuch in der Schublade, und ein weiteres, um die gewünschten Messstipendien zu notieren.

Ein ständiger Begleiter war dem Ordensmann der Rosenkranz. Wann immer es die Zeit zuließ, zog er sich zum Gebet zurück.

Schon zu Lebzeiten verehrt

Doch dann kam der 18. April 1894. Da schleppte sich der inzwischen 75-Jährige zu seinem Oberen und konnte nur noch sagen: "Pater Guardian, ich glaub', jetzt geht's nimmer." Drei Tage später starb er.

Die einzige Aufnahme von ihm zeigt ihn mit Rauschebart und brauner Kutte - auf dem Totenbett. Der damalige Hausobere Pater Aloys Schmid hatte entgegen den Gepflogenheiten einen Fotografen beauftragt. Das Bild war für die Menschen gedacht, die den Bruder schon zu Lebzeiten wie einen Heiligen verehrten.

Kurz danach leitete der Orden den Kanonisierungsprozess ein. 1930 wurde Bruder Konrad seliggesprochen, vier Jahre später, die Nazis waren schon an der Macht, folgte die Heiligsprechung. Damit war auch eine politische Botschaft verbunden. Der "Bettelbruder" wurde gegen die Vergötzung des Herrenmenschen in Stellung gebracht.

Rosenkranz, verbotene Wallfahrten und der Hof der Eltern

Als elftes von zwölf Kindern des Venusbauern von Parzham im niederbayerischen Rottal wurde er 1818 geboren und auf den Namen Johannes getauft. Der Bub wuchs in einer gut katholischen und friedliebenden Familie auf.

Als Sechsjähriger nutzte er die halbe Stunde Schulweg zum Rosenkranzgebet und hielt auch die Kameraden dazu an. Raufereien unter Gleichaltrigen mochte der Hansel gar nicht.

Schon in jungen Jahren zeichneten ihn außergewöhnliche Frömmigkeit, Lebensernst und innere Sammlung aus.

Mit Leidenschaft ging er zum Wallfahren, obwohl dies damals infolge der Säkularisation eigentlich verboten war. Der Ruf eines "seltsamen Heiligen" eilte ihm damals schon voraus. Als der Bauernsohn mit 14 Jahren seine Mutter verlor, sollte er zwei Jahre später den Hof übernehmen.

Ihm traute man am ehesten zu, die 125 Tagwerk Grund zu bewirtschaften, samt 22 Pferden und weiterem Vieh. Doch sein Weg war letztlich ein anderer. Seine eigene Kammer soll der junge Mann damals wie eine Hauskapelle mit Altar ausgestattet haben. In den Nächten betete er davor.

Von Mitbrüdern gemobbt

Sein langjähriger Seelenführer, Benefiziat Franz Xaver Dullinger, brachte ihn 1849 zu den Kapuzinern nach Altötting. Ab da hieß er Konrad. Pflicht, Gehorsam und Liebe zu Gott wurden zu seinen Maximen.

Geduldig ertrug er auch das Mobbing seiner Mitbrüder, als er den begehrten Posten an der Pforte übertragen bekommen hatte.

Zweimal am Tag erschien er in der Gnadenkapelle, wobei er morgens bei der Messe ministrierte. Das Schweigen zog er stets dem Sprechen und Schreiben vor. Daher sind auch nur sehr wenige Briefe von ihm überliefert. Konrad hatte andere Fähigkeiten. So gelang es ihm, einen Mitbruder sofort zu finden, selbst wenn sich dieser zum Verfassen der Predigt in den Kirchturm zurückgezogen hatte.

Wer heute als Pilger in die Gnadenkapelle kommt, findet den heiligen Konrad dort noch immer vor, wie er ehrfürchtig im Gebet verharrt.

Eine Silberfigur zeigt ihn kniend an der Seite der Schwarzen Madonna. Seine Reliquien, darunter das Haupt und ein Finger, werden in einem steinernen Sarkophag in der nach ihm benannten Klosterkirche aufbewahrt.

Als Figur ziert Bruder Konrad außerhalb auch einen Brunnen. Dargestellt ist er mit einem Krug, aus dem sich Wasser über eine weitere Reliquie von ihm ergießt. Gläubige benetzen sich mit dem Wasser gern die Augen oder füllen sich gar ein Fläschen für zu Hause ab.


Quelle:
KNA