Die Faszination eines Klosters auf Zeit

Ora et labora

Das Klosterleben näher kennenlernen, den Rhythmus von Gebet und Arbeit spüren. Gemeinsame Mahlzeiten mit den Mönchen, Impulse, Begegnungen und Gespräche erleben. All das bietet das "Kloster auf Zeit" in der Erzabtei St. Ottilien bei München.

Kloster Sankt Ottilien / © Simon Koy (KNA)
Kloster Sankt Ottilien / © Simon Koy ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie bieten das "Kloster auf Zeit" an. Was heißt das konkret?

Bruder Markus Weiß: Es ist ein Angebot für junge Männer, die überlegen, ob Klosterleben etwas für sie sein könnte. Wenn ein junger Mann über diese Lebensform nachdenkt, dann ist es wichtig, das selber auch mal erlebt zu haben, selber mal mit dabei gewesen zu sein bei den Gebetszeiten in der Gemeinschaft. Das Kloster auf Zeit dauert üblicherweise eine Woche.

DOMRADIO.DE: Wie sieht denn der Tag der Teilnehmer aus? Gebet und Arbeit im Wechsel - wie bei Ihnen auch?

Bruder Markus: Genau. Die sind mit eingebunden in unser Gemeinschaftsleben, sie sind bei den Gebetszeiten mit dabei und bei den Mahlzeiten. Das fängt früh an um 5.40 Uhr mit dem Morgengebet, es folgt die Eucharistiefeier. Danach frühstücken wir gemeinsam und darauf folgen Impulse und Begegnungen mit Mitbrüdern. Nach dem Mittagsgebet und dem Mittagessen helfen die jungen Männer in der Regel auch im Betrieb, also zum Beispiel in der Gärtnerei.

Am Abend feiern wir die Vesper und halten nach dem Abendessen die Komplet. Also, die Männer erleben den gesamten Tag mit und werden komplett eingebunden in das Leben hier.

 

DOMRADIO.DE: Was sind die Beweggründe, warum gehen Menschen zumindest zeitweise ins Kloster?

Bruder Markus: Der Tag hat eben auch seinen Rhythmus und bietet ein Gemeinschaftsleben. Wir teilen ja unser Leben. Es ist ein Lebensentwurf mit einem geistlichen Anspruch. Die Arbeit wird immer wieder unterbrochen für Gebete.

Es gibt doch in Deutschland noch Interesse am Ordensleben. Es ist natürlich immer die Frage, wie wir diejenigen erreichen, die sich dafür interessieren. Wie können diese Menschen uns finden.

DOMRADIO.DE: Über sich selbst nachzudenken, ist oft auch ein Grund für den Gang ins Kloster. Warum gelingt das eigentlich im Kloster so gut?

Bruder Markus: Ich hoffe, dass es uns gelingt. Es ist für jeden eine Herausforderung, sich selber zu finden. Und das Klosterleben gibt eine bestimmte Form vor, wo das gelebt werden kann. Wir erfahren vor allen Dingen am anderen erst, wer wir selber sind. Das gilt auch für die 90 Mitbrüder hier. Das ist etwas, das einen dann natürlich auch herausfordert und fördert.

DOMRADIO.DE: Also der Besuch bereichert auch die Mitbrüder?

Bruder Markus: Schon unser Ordensvater Benedikt hat vor 1500 Jahren gesagt, Gäste sollten im Kloster nie fehlen. Das war damals wichtig, um Menschen zu beherbergen, aber auch eine Bereicherung für uns. Man lernt neue Leute kennen, es kommen neue Ideen. Es ist ein Austausch. Und die Gäste sollen dann auch etwas für sich mitnehmen.

DOMRADIO.DE: Wann gibt es die nächsten Termine?

Bruder Markus Weiß: Wir bieten die Osterwoche und eine Woche im August an.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Ordensbrüder im Kloster St. Ottilien / © Simon Koy (KNA)
Ordensbrüder im Kloster St. Ottilien / © Simon Koy ( KNA )
Quelle:
DR