Eine Erstkommunionsvorbereitung der etwas anderen Art

Zwölf kleine Jünger auf den Spuren Jesu

Wie kann man Kinder nachhaltig für den Glauben begeistern? Bei einem Wochenende zur Erstkommunionvorbereitung im Geistlichen Zentrum der Malteser vertiefen Kinder und ihre Eltern auf spielerische Art und Weise Themen des Glaubens.

Autor/in:
Hannah Küppers
Über eine Wackelbrücke überqueren die Kinder den Fluss - fast wie auf dem See Genezareth. / © Küppers (DR)
Über eine Wackelbrücke überqueren die Kinder den Fluss - fast wie auf dem See Genezareth. / © Küppers ( DR )

Warum wird Jesus eigentlich manchmal auch Lamm Gottes genannt? Was wollten die Jünger Jesus damals wohl gerne fragen, nachdem sie das letzte Mal mit ihm zu Abend gegessen hatten? Und wie kann es sein, dass in der Eucharistie Jesus wieder mitten unter uns ist?

Diesen und ähnlichen Fragen kann bei einem intensiven Wochenende zur Kommunionvorbereitung auf den Grund gegangen werden. Als Ergänzung zur Kommunionvorbereitung in den Gemeinden und Schulen bietet das Geistliche Zentrum der Malteser in Ehreshoven zwei Mal im Jahr Wochenenden für Kommunionkinder und ihre Eltern an. Ein solches Wochenende gibt Gelegenheit, Themen zu vertiefen und über den Glauben ins Gespräch zu kommen.

Kindgerechte Aufbereitung der Themen

Zentrale Inhalte des christlichen Glaubens werden im Laufe des Wochenendes kindgerecht aufbereitet und verständlich erklärt. Spielerische Annäherungen an biblische Erzählungen und ein kreativ gestalteter Lebensweg Jesu ermöglichen den Kindern, die wichtigsten Ereignisse nachzuerleben und nachzuempfinden. Sie erinnern sich an den Auszug aus Ägypten und ihre eigene Taufe. Sie erlernen das Beten, so wie Jesus selbst seine Jünger das Beten gelehrt hat. Gemeinsame, musikalisch gestaltete Gebetszeiten in der Kapelle der Malteser-Kommende geben den verschiedenen Einheiten ihren Rahmen. Nicht zuletzt sollen sie in diesen Tagen verstehen, was das ist, das sie da am Tag ihrer Erstkommunion empfangen werden.  

Vor acht Jahren entwarf Fra‘ Dr. Georg von Lengerke, damaliger Leiter des Geistlichen Zentrums der Malteser, dieses Konzept gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin Dörte Schrömges. Seine Intention war es, den Kindern kurz vor Empfang ihrer Ersten Heiligen Kommunion einen tieferen, lebendigen Einblick in die Themen ihres Glaubens  zu schenken. Sein Nachfolger und jetziger Referent des Geistlichen Zentrums, Frederik Brand,  freut sich, die Organisation dieser Wochenenden übernommen zu haben. Kaplan Niccoló Galetti, der zuvor in der nahe liegenden Gemeinde Engelskirchen tätig war, unterstützt ihn bei dieser Aufgabe und beweist besonderes Talent darin, den Kindern anschaulich und einprägsam die geheimnisvollsten Dinge der Theologie zu erklären. 

1.300 Kilometer in zweieinhalb Tagen

Für das diesjährige erste Kommunionswochenende konnte Frederik Brand die Anmeldungen von genau zwölf Mädchen und Jungen entgegennehmen. In nur zweieinhalb Tagen bewandern die zwölf kleinen Apostel fast 1.300 Kilometer. Sie sind unterwegs auf den Spuren des Volkes Israel und den Spuren Jesu. Sie ziehen durch das Rote Meer, erinnern sich an Jesu Geburt in einem Stall in Bethlehem, jubeln dem Messias bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palmzweigen zu und begleiten ihn auf den letzten Schritten bis zu seiner Kreuzigung.

Der Samstagmorgen beginnt mit einer spielerischen Einheit rund um den Auszug aus Ägypten. Auch der Einsatz der Eltern ist gefragt. Mit vereinter Tatkraft spannen sie ein großes, aus Mülltüten zusammengebasteltes, blaues Meer vor den Kindern auf. Nachdem schnell der Entschluss gefasst werden konnte, dass Orlando den Mose spielen darf, zieht er mit seinem langen Wanderstab vorweg und spaltet das Meer, sodass die zwölf Kinder alias die Israeliten in das Gelobte Land einziehen können. Frederik Brand begleitet auf der Gitarre das Lied "Go down, Moses…".

Hoffnungskarten im Gepäck

Im Gepäck haben sie ihre Hoffnungskarten, auf die sie zuvor Vorstellungen von dem von Gott versprochenen Land geschrieben haben. Auch die Pascha-Utensilien, mit denen sie in der Nacht vor dem Exodus ihr letztes Mahl gefeiert haben, tragen sie durch das Rote Meer. Sobald die andere Seite des Raumes, also das Gelobte Land, erreicht ist, werden der kleine Tisch, das ungesäuerte Brot und das Lamm wieder ausgepackt, um die Ankunft zu feiern.

Verschiedene Ecken der Kapelle der Malteser-Kommende verwandeln sich im Laufe des Wochenendes in Orte Israels, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat. Vor der Johannes-Statue hängt ein gelbes Ortsschild, das die Stadt Galiläa anzeigt. Hier ist die erste Station. Jedes Kind sucht sich eine Figur aus, eine ca. 50cm große, handgearbeitete, in Stoffgewänder gewickelte Puppe. Sie soll einen der zwölf Jünger darstellen, die Jesus in den wichtigsten Momenten seines Lebens, die im Laufe des Wochenendes thematisiert werden, Beistand leisten.

Auf der Wackelbrücke über den Fluss

Am Nachmittag macht sich Frederik Brand, Referent des Geistlichen Zentrums, mit den zwölf Kindern auf den Weg, um an verschiedenen Stationen rund um die Kommende Ehreshoven Situationen aus dem Leben Jesu zu betrachten. Mit verbundenen Augen versuchen die Kinder nachzuempfinden, wie  sich wohl der blinde Bartimäus gefühlt haben muss. Als sie anschließend an diesem regnerischen Tag  auf einer Wackelbrücke den Fluss überqueren, kommt es ihnen fast so vor wie der Sturm auf dem See Genezareth, als Jesus einschlief und die Jünger große Angst bekamen.

In der Kapelle wartet die nächste Station, durch den Mittelgang führt der Weg nach Jerusalem. Die Kinder stellen sich mit ihren Figuren, denen sie Palmzweige in die Hände gesteckt haben, an den Wegesrand und ziehen mit Jesus, den Kaplan Galetti mit der Osterkerze repräsentiert, in die Stadt Jerusalem ein. Im Abendmahlssaal, am anderen Ende der Kapelle, angekommen, findet eine echte Fußwaschung statt. Zögerlich ziehen die Kinder ihre Socken aus und Kaplan Galetti lässt die Kinder nachspüren, wie Jesus damals mit dieser Geste seinen Jüngern diente.

Nachtwanderung als ein Höhepunkt

Ein besonderes Highlight ist an diesem Abend die Nachtwanderung. Mit Fackeln ausgerüstet machen sich Eltern und Kinder auf den Weg zu einer nahe gelegenen Kapelle. Die Kinder, den Kopf in den Nacken gelegt, betrachten das dort hängende beeindruckend große Kreuz, während Frederik Brand ihnen das Gebet des Rosenkranzes erklärt. Im Anschluss verteilt er kleine Prayer-Boxen, in denen sich ein winziges Fläschchen Weihwasser, ein Kreuz und ein Finger-Rosenkranz mit zehn Perlen befinden. Gemeinsam beten sie ein Gesätz des Rosenkranzes von "Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist".

Zurück in der Kommende erwartet die Kinder ein warmer Kamin und sie freuen sich bereits auf den Vorleseabend. Gebannt lauschen sie einer Geschichte erster christlicher Familien zur Zeit Kaiser Neros.

Weiterbildung für die Eltern

Am Sonntag wartet nur noch das letzte Stück des Weges, das die Kinder verstehen lassen soll, warum sie kurz danach die Heilige Messe und Eucharistie feiern werden. Der letzte Teil der Reise bringt die Kinder und ihre kleinen Jünger-Figuren nach Emmaus. Ein letztes Mal packen sie ihre Pascha-Utensilien aus, legen das ungesäuerte Brot auf den kleinen gedeckten Tisch und erkennen, dass ihr Freund Jesus mitten unter ihnen ist.

Für die Eltern der Kommunionkinder findet währenddessen eine eigene Einheit zum Thema "Hauskirche" statt. Sie kommen ins Gespräch darüber, wie Kirche auch zu Hause in der Familie gelebt und gestaltet werden kann. "Es ist nicht immer gerade einfach, sonntags morgens alle Kinder in die Kirche zu schleppen, wenn sie sich an diesem Tag viel lieber verabreden würden, so wie alle anderen." gibt die Mutter von Pauline zu, die sehr dankbar ist, sich an diesem Wochenende mit Eltern auszutauschen, die ebenfalls versuchen, den Glauben in der Familie lebendig zu erhalten. "Es ist toll, dass unsere Kinder hier erleben, dass die Erzählungen der Bibel spannend und greifbar sind.", findet der Vater von Cajetan, der bereits mit seinen beiden älteren Söhnen an einem solchen Kommunionswochenende der Malteser teilgenommen hat. "Daran werden sie sich immer erinnern können."

Selbst gebastelte Kommunionkerzen und Prayer-Boxen

Als Höhepunkt des Wochenendes feiert Kaplan Galetti mit allen Teilnehmern und weiteren Gottesdienstbesuchern die Sonntagsmesse in Ehreshoven. Es ist keine Einbildung , dass die Kinder während der Eucharistiefeier dieses Mal ganz besonders aufmerksam sind und sich grinsend ansehen, als sie hören, wie der Kaplan das Brot bricht und sagt: "Seht, das Lamm Gottes!" Denn nach den letzten zwei Tagen, verstehen sie nun auch, warum er das sagt.

"Nicht nur für die Kinder, sondern auch für mich ist es jedes Mal wieder eine Chance, die Geheimnisse unseres Glaubens ganz neu zu entdecken.", sagt Frederik Brand, der dieses Kommunionswochenende bereits zum dritten Mal mitvorbereitet. Kaplan Niccoló Galetti ist zum wiederholten Male im Leitungsteam und jedes Mal aufs Neue begeistert von dem "genialen Konzept" dieses Wochenendes, das die Kinder auf "sehr eindrückliche Weise" an die Inhalte des christlichen Glaubens heranführt.

Nach der Abschlussrunde nimmt Frederik Brand bereits erste Anmeldungen für das nächste Jahr entgegen. Eltern und Kinder reisen mit selbst gebastelten Kommunionskerzen, Prayer-Boxen, vielen eindrücklichen Erinnerungen, neuen Erkenntnissen und in Vorfreude auf das Fest ihrer Ersten Heiligen Kommunion wieder nach Hause.


Unterwegs auf dem Lebensweg Jesu. / © Küppers (DR)
Unterwegs auf dem Lebensweg Jesu. / © Küppers ( DR )

Vorleseabend am Kamin / © Küppers (DR)
Vorleseabend am Kamin / © Küppers ( DR )

Kaplan Galetti erklärt den Kindern das Paschamahl / © Küppers (DR)
Kaplan Galetti erklärt den Kindern das Paschamahl / © Küppers ( DR )

Gemeinsame Gebetszeiten in der Kapelle / © Küppers (DR)
Gemeinsame Gebetszeiten in der Kapelle / © Küppers ( DR )

Frederik Brand erklärt den Kindern, dass sie alle kleine Licht in dieser Welt sein können. / © Küppers (DR)
Frederik Brand erklärt den Kindern, dass sie alle kleine Licht in dieser Welt sein können. / © Küppers ( DR )

Der Einzug in Jerusalem / © Küppers (DR)
Der Einzug in Jerusalem / © Küppers ( DR )

Der Durchzug durch das Rote Meer / © Küppers (DR)
Der Durchzug durch das Rote Meer / © Küppers ( DR )

Das letzte Abendmahl / © Küppers (DR)
Das letzte Abendmahl / © Küppers ( DR )
Quelle:
DR