Jüdisches Gebetbuch von Marylin Monroe kommt unter den Hammer

Die andere Seite der Film-Diva

Marilyn Monroe hat ein Gebetbuch hinterlassen, das mit Notizen gefüllt ist. Die Entdeckung im Nachlass der vom Protestantismus zum Judentum konvertierten Film-Diva wird nun versteigert.

Autor/in:
Thomas Spang
Marilyn Monroe hat ein Gebetbuch hinterlassen / © N.N. (dpa)
Marilyn Monroe hat ein Gebetbuch hinterlassen / © N.N. ( dpa )

Die Bemerkungen sind mit Bleistift an den Rand gekritzelt. "Überspringen" steht neben einzelnen Gebetstexten oder "Auslassen". Viel mehr drang aus dem Auktionshaus "J. Greenstein & Company" bisher nicht an die Öffentlichkeit. Aber die Notizen haben es in sich, weil sie aus der Hand Marilyn Monroes stammen.

Die Entdeckung des kommentierten Gebetbuchs im Nachlass der vom Protestantismus zum Judentum konvertierten Film-Diva aus den USA sorgte für Aufmerksamkeit. Als Jonathan Greenstein mit dem Fund an die Öffentlichkeit ging, klingelte sein Handy ohne Unterlass. Er hätte das jüdische Gebetbuch der Pop-Ikone schon vor der Auktion mehrfach verkaufen können.

Lippenstift, Ledersandaletten und sogar ein Röntgenbild

Das große Interesse an dem "Siddur" genannten Büchlein, was übersetzt soviel wie "Ordnung" bedeutet, mag auch darin begründet liegen, dass es eine bisher unbekannte Seite der Schauspielerin in den Blick rückt. Es passt so gar nicht zu dem Image der aufreizenden Männerverführerin, die John F. Kennedy zu dessen 45. Geburtstag im Mai 1962 ein laszives Geburtstagsständchen vortrug. In der Vergangenheit landeten vielmehr Monroes berühmter Lippenstift, Ledersandaletten und sogar ein Röntgenbild ihrer Brust in den Auktionskatalogen. Ihr jüdisches Gebetbuch verstaubte hingegen unbeachtet im Nachlass.

Marilyn Monroe konvertierte erst 1956 zum Judentum, als sie ihren dritten Mann, den Dramatiker Arthur Miller, heiratete. Eine Welthochzeit, die viele elektrisierte und manche den Kopf schütteln ließ. Die Medien stürzten sich genüsslich auf das ungleiche Paar: Das Sexsymbol ehelicht einen linken Intellektuellen. Experten vermuten, die Schauspielerin habe in den Notizen festgehalten, was ihr jüdischer Gatte Miller oder ein Rabbiner, der ihr das Bändchen schenkte, soufflierten.

Verziert mit einem jüdischen Stern

Greenstein erhielt das Buch vor einigen Monaten von einem in Israel ansässigen Amerikaner, der es 1999 in einer von "Christie's" durchgeführten Auktion aus Monroes Nachlass erworben hatte. Das Gebetbuch ist verziert mit einem jüdischen Stern und einem Schofar, einem Widderhorn, dessen Töne an jüdischen Feiertagen erklingen. Es trägt den Aufdruck des "Avenue N Jewish Center" in Brooklyn, der Synagoge, die Miller besucht hatte. "Es bedeutet, dass sie tief im Inneren eine jüdische Seele hatte", sagt Auktionär Greenstein. "Sie nahm ihren Glauben auch nach der Trennung von Arthur Miller sehr ernst. Sie verstand sich als jüdisch."

Die jüdische Seite der Monroe gilt als Entdeckung. Zumal sie bei Pflegeeltern in Los Angeles aufwuchs, die sich bemühten, sie streng protestantisch zu erziehen. Miller verlangte von Monroe dagegen kein Bekenntnis zu seinem Glauben. Das belegen Briefe von Millers langjährigem Rabbiner Robert Goldburg aus der Zeit nach dem Tod Monroes. Sie konvertierte freiwillig.

Zum Judentum hingezogen

Goldburg, der das Paar 1956 vermählte, erinnerte sich 1962 in einem Brief daran, wie er Monroe in ihrer Wohnung in Manhattan getroffen hatte und beeindruckt von ihrem "ihrem Charme" war. Sie habe "keine religiöse Ausbildung, außer einigen Erinnerungen an einen fundamentalistischen Protestantismus, den sie lange ablehnte", schrieb Goldburg. Sie habe angegeben, sich zum Judentum hingezogen zu fühlen, wegen Miller und wegen "des Rationalismus des Judentums - seiner ethischen und prophetischen Ideale und seines Konzepts des engen Familienlebens".

"Marilyn war keine intellektuelle Person, aber sie war aufrichtig in ihrem Wunsch zu lernen", schreibt der Rabbiner in dem Brief. "Ich hatte das Gefühl, dass sie die Grundprinzipien des Judentums verstanden und akzeptiert hat." Ihre Beerdigung leitete im August 1962 ein lutherischer Pastor, der von ihrem zweiten Ehemann, dem ehemaligen Baseball-Star Joe DiMaggio einbestellt worden war. Beide hatten 1954 katholisch geheiratet.

Sie sei zwar nicht auf einem jüdischen Friedhof begraben worden, sagt Auktionator Greenstein. "Aber als sie noch am Leben war, hielt sie sich für eine Jüdin." Am 12. November könnte das Büchlein, dass diese These aus seiner Sicht belegt, bei der Auktion auf Long Island den Besitzer wechseln. Das Startgebot liegt bei 4.600 US-Dollar.


Quelle:
KNA