Katharina Kasper wird heiliggesprochen

"Man muss denken, es sei der Heiland, den wir pflegen"

An diesem Sonntag wird mit Katharina Kasper die erste Person aus dem Bistum Limburg heiliggesprochen. Dass sie einmal zur Gründerin der Dernbacher Schwestern werden würde, war der Bauerntochter nicht in die Wiege gelegt.

Autor/in:
Michael Merten
Bild von Maria Katharina Kasper / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bild von Maria Katharina Kasper / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der 14. Oktober ist ein wichtiger Tag im Vatikan: Papst Franziskus wird Papst Paul VI. (1963-1978) und den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980). Doch mehr als1.500 Gläubige überwiegend aus dem Bistum Limburg reisen nicht wegen der beiden bekannten Männer in die Ewige Stadt - für sie steht eine Bauerntochter aus dem Westerwald im Mittelpunkt.

Große Freude und Dankbarkeit

Die Ordensgründerin Katharina Kasper (1820-1898) ist eine von mehreren weiteren Seligen, die an diesem Sonntag zur Ehre der Altäre erhoben werden. Seit Mai ist das Ereignis im Bistum Limburg bekannt. Auf die Nachricht hin habe in den Niederlassungen von Brasilien bis Indien große Freude und tiefe Dankbarkeit geherrscht, so die Generaloberin der Dernbacher Schwestern, Schwester Gonzalo Vakasseril, damals.

Die spontanen Reaktionen: "Manche haben Gottesdienste gefeiert, manche haben sich einfach nur getroffen und getanzt."

Ältestes von acht Kindern

Katharina Kasper wird am 26. Mai 1820 in dem kleinen Ort Dernbach im Westerwald geboren. In der strukturschwachen Region leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Auch Katharina muss als ältestes von acht Kindern der Kleinbauernfamilie nach der Dorfschule hart für den Unterhalt mitarbeiten.

Aber das einfache, bescheidene Mädchen verliert nicht ihre Unbekümmertheit und Lebensfreude: "Ich empfand", so äußert sie sich später, "wenn ich zuweilen allein aufs Feld ging, eine fühlbare Gegenwart Gottes, des Geistes, der in mir sprach, daß ich vor Freude und Glück sang, und dann arbeitete ich so fleißig und so leicht wie zwei."

Später muss Katharina als Tagelöhnerin beim Wegebau schwere Steine klopfen. Dabei, so berichtet sie später, habe sie eine Vision von einer großen Schar Schwestern gehabt, die an ihr vorbeiziehen und die alle so gekleidet sind wie später die Armen Dienstmägde Jesu Christi.

Zu dieser Zeit gibt es im Westerwald keine Ordensfrauen, weil alle Klöster im Zuge der Säkularisation aufgelöst worden sind. Einen Pfarrer gibt es in Dernbach auch nicht.

Gründung des "frommen Vereins"

So wird die junge Frau selbst aktiv. 1848 gründet Kasper mit weiteren Frauen und der Unterstützung der Dernbacher Bevölkerung den "frommen Verein", dessen Mitglieder sich zum Gebet treffen, die aber auch zu Armen und Kranken, Notleidenden und Kindern gehen und sich um diese kümmern. Am 15. August 1851 legen Kasper und vier Gefährtinnen in der Pfarrkirche im westerwäldischen Wirges ihr erstes Gelübde ab. Die Gründerin erhält den Namen "Maria".

Der damalige Bischof Peter Josef Blum will die Gemeinschaft Elisabetherinnen nennen. Doch Kasper setzt sich mit dem Namen "Arme Dienstmägde Jesu Christi" durch, auch wenn die Nonnen im Volksmund bald Dernbacher Schwestern heißen. "Katharina sagt ganz klar, für wen sie Dienstmagd ist: für Jesus Christus.

Das heißt, dass sie ihm dienen will", erklärt die Dernbacher Schwester M. Theresia Winkelhöfer. "Eine Dienstmagd ist kein Dienstmädchen. Eine Dienstmagd ist auch nicht das Dienstmädchen eines Pfarrers. Gegen ein solches Missverständnis musste Katharina Kasper öfter angehen."

Niederlassungen der Dernbacher Schwestern

Bald entstehen Niederlassungen der Dernbacher Schwestern in anderen Orten, dann auch in den Niederlanden, den USA; England, Belgien und Luxemburg. 1870 erfolgte die Anerkennung der Gemeinschaft durch den Vatikan. Heute zählt die Kongregation weltweit rund 600 Schwestern in 87 Niederlassungen.

"Man muß Herz und Liebe für die Kranken haben, denken, es sei der Heiland, den wir pflegen", verlangt die Gründerin. Auch als Generaloberin verteilt sie oft die Armensuppe an der Klosterpforte. "In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes", so schreibt Katharina in vielen Briefen. Am 2. Februar 1898 stirbt Kasper - oder, wie sie selbst einmal sagte: Sie zog in die "größte Filiale" ihres Ordens um.

120 Jahre später würdigt der Limburger Bischof Georg Bätzing die bald erste Heilige des Bistums Limburg als ein "leuchtendes Vorbild des selbstlosen Kircheseins" und wichtige Fürsprecherin bei Gott. Es füge sich gut, so Bätzing, dass Kasper zusammen mit Paul VI. heiliggesprochen werde. Denn dieser Papst war es, der sie 1978 seligsprach.


Quelle:
KNA