Über einen kleinen Knochen und seine große Bedeutung

Wer war die heilige Bernadette Soubirous?

Eine Reliquie der Heiligen Bernadette tourt zurzeit durch die deutschen Bistümer und macht auch Station im Erzbistum Köln. Die Leiterin der Hauptabteilung für Schulen und Hochschulen im Erzbistum Köln stellt die französische Heilige vor.

Ölgemälde der heiligen Bernadette Soubirous  (KNA)
Ölgemälde der heiligen Bernadette Soubirous / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Woher kommt Ihr Name "Bernadette"?

Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke (Leiterin der Hauptabteilung für Schulen und Hochschulen im Erzbistum Köln): Mein Name ist französisch. Ich muss auch gleich mal sagen, dass jede die Bernadette heißt, von ihren Eltern eine große Aufgabe mitbekommen hat. Ich kann mich noch gut erinnern, dass alle anderen meinen Namen richtig aussprechen konnten und ich lange nicht. Aber zurück zu ihrer Frage: Bernadette bedeutet "kleine Bärin".

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn eine enge Verbindung zu ihrem Namen?

Schwarz-Boenneke: Ja. Erstens weil ich Frankreich liebe – das ist mein Herzensland – und zweitens, weil mir schon früh Bilder von Bernadette aufgefallen sind. Das sind so die typischen Bilder, die man von ihr kennt – als 14/ 15-Jährige in der bäuerlichen Tracht, mit unglaublich tiefschwarzen, klaren Augen und einem total ruhigen Gesichtsausdruck. Das hat mich begeistert, das passte für mich zu dieser Vorstellung der kleinen Bärin: die Starke, in sich ruhende, aber auch resolute Persönlichkeit. Das war so mein erster Eindruck, der sich leider gar nicht so bestätigt hat, als ich mich mehr mit ihr beschäftigt habe.

DOMRADIO.DE: Was war da dann schwieriger?

Schwarz-Boenneke: Na, ja, ich habe dann irgendwann mal das Buch von Franz Werfel "Das Lied der Heiligen Bernadette" geschenkt bekommen. Und ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch vier, fünf Anläufe brauchte, um es dann auch lesen zu können. Bernadette wird da vorgestellt als ein Mädchen aus armen Verhältnissen. Sie ist ungebildet, sie hat aufgrund ihrer familiären Situation keine Schule besuchen können. Sie wirkt auch immer wieder so ein bisschen unbedarft, naiv. Sie ist massiv geprägt durch die Krankheit. Sie hat Asthma von Kindertagen an, und das alles passt nicht zu dieser kleinen Bärin und zu diesem Resoluten, was ich in ihren Bildern gesehen habe.

DOMRADIO.DE: Der Grund warum wir über Ihren Namen sprechen ist ein kleiner Knochen und eine große Bedeutung – eine Reliquie der heiligen Bernadette, die gerade auf Deutschland-Tournee ist und gerade im Kölner Dom weilt. Was genau ist das für eine Reliquie?

Schwarz-Boenneke: Es ist eine Rippe von ihr aus Lourdes. Vor Köln war sie schon in den Bistümern Münster, Osnabrück und Paderborn. Und das ist etwas ganz Besonderes, weil sonst Bernadette als Ganz-Körper-Reliquie in Nevers liegt. Und diese Rippe, die wir hier haben hat für alle diejenigen, die sich eben nicht auf den weiten Weg nach Nevers oder Lourdes machen können, eine große Bedeutung. Eine Reliquie bedeuten ja, ich kann tatsächlich mit der Heiligen, die Fürsprecherin ist, die für mich bittet, die für mich betet, in Berührung kommen – im wahrsten Sinn des Wortes.

DOMRADIO.DE: Wer war diese heilige Bernadette, ihre Namenspatron?

Schwarz-Boenneke: Bernadette ist 1844 geboren als älteste Tochter eines verarmten Müllers, und war dann mit ihrer Schwester und einer Freundin zusammen beim Holzsuchen, als sie eine Erscheinung hatte. Sie hat selber die Erscheinung einer Frau gesehen. Sie hat immer von der "weißen Dame" gesprochen und diese weiße Dame ist ihr 18 Mal erschienen – 1858 zwischen dem 11. Februar und dem 16. Juli.

Diese Marienerscheinungen sind der Grund für die Verehrung von Bernadette. Maria hat ihr damals den Auftrag gegeben, eine Quelle zu graben und aus dieser Quelle zu trinken und dann an dieser Stelle eine Kapelle bauen zu lassen, an der jährlich sechs Millionen Menschen um Heilung von ihren körperlichen oder seelischen Gebrechen zu bitten.

DOMRADIO.DE: Die Idee ist, dass die Reliquie seit Anfang September in verschiedenen Städten in Deutschland unterwegs ist, damit Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr nach Lourdes fahren können, die Gelegenheit haben, der Heiligen ganz nah zu sein. Spielt das für Menschen unserer Zeit wirklich eine Rolle?

Schwarz-Boenneke: Wir haben ein bisschen Schwierigkeiten mit diesem direkten Kontakt und auch dieser Frage nach Körperlichkeit. Aber es ist nichtsdestotrotz etwas, was uns ein Beispiel sein kann oder was uns auch konkret werden lassen kann, wie Menschen an Gott geglaubt haben und aus diesem Glauben an Gott heraus gelebt haben. Und mit der Reliquie hat man wirklich etwas Konkretes, was man sich anschauen und was einen anrühren kann. Ich glaube schon, dass es in unserer Welt heute, wo alles so fluide wird, noch Boden unter den Füßen geben kann.

DOMRADIO.DE: Hat diese Reliquie für Sie persönlich eine Bedeutung?

Schwarz-Boenneke: Ja, ich bin nämlich eine von denen, die noch nicht nach Lourdes gefahren sind – auch ein bisschen aus Respekt vor dem ganzen Trubel dort. Das jetzt meine Namenspatron mich besuchen kommt, bedeutet mir sehr viel.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR