Feministische Theologin Schüssler Fiorenza wird 80

"Volle und mehrstimmige Katholizität"

Elisabeth Schüssler Fiorenza, eine der Wegbereiterinnen feministischer Theologie weltweit, wird an diesem Dienstag 80 Jahre alt. "Es gab sie nicht zu meiner Zeit, deshalb mussten wir sie erfinden", sagte sie einmal in einem Interview.

Elisabeth Schüssler Fiorenza  / © Wolfgang Radtke (KNA)
Elisabeth Schüssler Fiorenza / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Die katholische Neutestamentlerin, die lange in Harvard in den USA lehrte, steht für eine Methode der Bibelauslegung, die für die theologische Frauenforschung bis heute richtungsweisend ist. Wiederholt warnte sie vor einem Auszug der Frauen aus der Kirche.

Frauen als Subjekt der Offenbarung

Von ihren rund 20 Büchern ist das 1983 erschienene und in mehr als zehn Sprachen übersetzte Werk "In Memory of her" ("Zu ihrem Gedächtnis") am bekanntesten. Darin verbindet Schüssler Fiorenza die Methoden historischer Textkritik mit den theologischen Zielen der Befreiungstheologie, um Frauen als Subjekt der Offenbarung in Anspruch zu nehmen.

Die 1938 im rumänischen Cenad (dt. Tschanad) im Banat geborene Schüssler Fiorenza kam in Folge der Kriegswirren nach Unterfranken, wo sie 1958 das Theologiestudium aufnahm. Nach wissenschaftlichen Arbeiten in Würzburg und Münster begann sie nach ihrer Eheschließung mit dem US-Theologen Francis Fiorenza 1970 mit Lehrtätigkeiten in den USA.

Ehrendoktorwürde der katholisch-theologischen Fakultät Würzburg

Seit 1988 wirkt sie als Professorin an der Elite-Universität Harvard. 2002 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät Würzburg. Zuletzt erschien von ihr in deutscher Sprache 2013 das Buch "Rhetorik und Ethik. Zur Politik der Bibelwissenschaften".

Schüssler Fiorenza prägte feministische Theologie wie kaum eine zweite Wissenschaftlerin. Sie fordert gleiche Rechte für Frauen in der Kirche; erst dann gebe es eine "volle und mehrstimmige Katholizität". Bislang würden Frauen systematisch diskriminiert. So sei der Ausschluss vom Weiheamt kein historischer Zufall, sondern theologisches Konzept einer "Männerkirche". Einige Monate nach der Wahl von Papst Franziskus 2013 forderte sie diesen mit anderen Theologinnen auf, auch Frauen zu Kardinälen zu ernennen.


Quelle:
KNA