Wofür sind Sie dankbar, Frau Margot Käßmann?

Reformationsgedenken und eine Taufe

Dankbarkeit ist für sie eine Frage der Einstellung: Das verriet Margot Käßmann im Interview. Wenn sie auf das Jahr 2017 schaut, gibt es vor allem zwei Ereignisse, für die die Theologin dankbar ist.

Danke 2017 / © Melanie Trimborn (DR)
Danke 2017 / © Melanie Trimborn ( DR )

DOMRADIO.DE: Wofür sind Sie denn in Ihrem 2017 dankbar?

Margot Käßmann (evangelisch-lutherische Theologin und Pfarrerin, Botschafterin für Reformationsjubiläum 2017): Dienstlich gesehen bin ich dankbar, dass das Reformationsjubiläumsjahr dieses Mal ökumenisch gestaltet wurde und dass es international war. Ich bin dankbar, dass eine halbe Million Menschen dafür nach Wittenberg gekommen sind und dass auch die Großveranstaltungen ohne Zwischenfälle abgelaufen sind; das ist ja heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Wenn 120.000 Menschen zu einem Gottesdienst kommen, gibt es da auch immer ein gewisses Bangen. Also ich bin für dieses Jahr inhaltlich sehr dankbar.

DOMRADIO.DE: Und privat?

Käßmann: Wenn Sie mich privat fragen, dann war der schönste Moment, als ich mein viertes Enkelkind taufen durfte. Es rührt mich sehr ein Kind taufen zu dürfen und zu wissen: "Das ist Dein Enkel". Das ist sehr schön.

DOMRADIO.DE: Welches Bild haben Sie vor Augen?

Käßmann: Ich sehe wie meine älteste Tochter, die Patentante, den Kleinen über das Taufbecken hält und die Eltern daneben stehen und das Wasser drei Mal läuft: im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Das ist für mich schon die Aufnahme in die große Familie der Kinder Gottes und ein schönes Symbol dafür, dass auch wir als Eltern nicht alleine sind, sondern dass wir in einer größeren Gemeinschaft sind und dass auch Gott uns mit unseren Kindern mitträgt.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen Dankbarkeit?

Käßmann: Für mich ist das im Grunde eine Lebenshaltung, die das Leben sehr anders ausrichtet. Ich denke, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, wie dankbar wir sein können; dafür, dass wir zum Beispiel in einem Land ohne Krieg leben und in einem Land, in dem die Menschen zu Essen und zu Trinken haben und in dem wir von Naturkatastrophen verschont bleiben. Dankbarkeit ist eine Lebenshaltung, die sich täglich auswirkt: Ich kann froh sein über dieses Leben, das ich habe. Ich weiß, dass es schwere Zeiten und Tiefen gibt im Leben. Aber trotzdem zu sagen: "Ich bin dankbar für die Zeit, die ich auf der Welt habe und ich will sie auch so leben, dass ich sie eines Tages in Gottes Hand zurückgebe."

Das Interview führte Verena Tröster.


Die Theologin Margot Käßmann / © Ingo Wagner (KNA)
Die Theologin Margot Käßmann / © Ingo Wagner ( KNA )
Quelle:
DR