Erzbischof Schick lehnt Umbenennung von Martinszügen ab

"Falsch verstandene Toleranz"

Erzbischof Ludwig Schick hat eine Umbenennung von Martinszügen in Lichter- oder Laternenfeste als "falsch verstandene Toleranz" kritisiert. "Martin war ein Bekenner seines Glaubens und zugleich ein Vorbild an Toleranz", so Schick.

Laternen zum Martinsumzug / © Sebastian Gollnow (dpa)
Laternen zum Martinsumzug / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Deshalb könne man zu St. Martin auch 1700 Jahre nach seiner Geburt immer noch aufschauen und ihn am Martinsfest verehren. "Es ist wichtig, dass wir nicht nur ein Laternenfest feiern, sondern auch den heiligen Martin verehren und das Martinslied singen", betonte Schick.

Die Tugenden und Werte, für die St. Martin stehe, seien auch über das Christentum hinaus unstrittig. Daher sei das Martinsfest mit seinen beliebten Feiern rund um den 11. November keine Provokation für andere Religionen oder für Menschen ohne Religion, sondern Einladung an alle, darüber nachzudenken, welche Werte und Tugenden die Gesellschaft bestimmen sollen.

Falsch verstandene Toleranz

Eine Umbenennung des traditionellen Martinszuges in Lichter- oder Laternenfest geschehe aus falsch verstandener Toleranz, so Schick. Der heilige Martin mahne auch heute jeden Christen, Religion, Glaube und religiöses Leben nicht zu Tabuthemen zu machen.

"Martin war ein Bekenner seines Glaubens und zugleich ein Vorbild an Toleranz. Auch lehnte er Bekehrungen zum Christentum durch Gewalt entschieden ab. Mit Wort und Beispiel wollte er vom Evangelium überzeugen. Er kann alle Religionen zum respektvollen und toleranten Umgang miteinander und zum interreligiösen Dialog führen", sagte der Bamberger Erzbischof.

Europa der Solidarität aufbauen

Martin sei auch ein Europäer gewesen, von römischen Eltern geboren, in Ungarn aufgewachsen, in Gallien Heeresdienst geleistet, hatte er Beziehungen zu Italien und Osteuropa, er besuchte das heutige Deutschland, Frankreich und Spanien.

"Er wusste, dass Europa zusammengehört, und mahnt uns heute, ein Europa der Solidarität und des Friedens aufzubauen und nicht mit Populismus und Nationalismus neue Gefahren des Gegeneinanders, von Konflikten und Kriegen hervorzurufen", sagte Schick. Martin sei vom Glauben überzeugt gewesen und stehe für das, was heute als christliches Abendland bezeichnet werde.

Martin wollte kein Bischof werden

Er habe auch Kaiser und Heerführer sowie auch die Bischöfe seiner Zeit kritisiert, die ihre Interessen mit Gewalt durchsetzen wollten. Martin lehnte eine Karriere als Soldat ab und wollte sich auch davor drücken, Bischof zu werden. Aufsehen um seine Person zu machen, lehnte er zeitlebens ab, in allen Diensten und Ämtern wollte er helfen und dienen. Damit sei er heute auch Vorbild für alle Personen, die öffentliche Ämter und Verantwortung tragen, so Schick.

"Lasst uns den heiligen Martin verehren und zu ihm aufschauen, damit wir lernen, auch zueinander aufzuschauen und den Wert eines jeden Menschen, seine Rechte und Bedürfnisse zu erkennen, damit wir eine menschenfreundliche Gesellschaft in ganz Europa bilden", betonte Schick. Der heilige Martin solle helfen, zu Jesus Christus aufzuschauen und nach dem Evangelium zu leben.

Schutzpatron der Armen

Christen feiern am 11. November Sankt Martin als Schutzpatron der Armen. Der Legende nach teilte er als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Daraufhin erschien dem noch ungetauften Martin Jesus im Traum und lobte dessen gute Tat als Sinnbild der Nächstenliebe.

Später wurde Martin Bischof von Tours und bald nach seinem Tod 397 heiliggesprochen. Nach der Reformation blieb auch in protestantischen Gebieten der Martinstag erhalten. Die Verehrung des Heiligen wurde dort auf den an einem 10. November geborenen Martin Luther übertragen.

Das Brauchtum zum 11. November ist mit Laternenumzug, Martinsritt und Martinsgans lebendig.


Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer (dpa)
Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer ( dpa )