Feiertag für den Heiligen Lukas

Ein Geheimnis für die Ewigkeit

An diesem Mittwoch feiert die Kirche den Heiligen Lukas. Er ist der Verfasser des dritten Evangeliums. Sein Grab wird in Padua verehrt, steht dort aber im Schatten des Heiligen Antonius.

Evangelist Lukas / © Gemeinfrei
Evangelist Lukas / © Gemeinfrei

Padua im Jahr 1177: Schon seit geraumer Zeit passieren merkwürdige Dinge auf dem Friedhof von Prato della Valle, neben dem Kloster Santa Giustina. Immer wieder stoßen die Mönche bei Ausgrabungen auf bisher unbekannte Gräber. Inschriften legen nahe, dass hier mehrere bekannte Heilige der Kirchengeschichte begraben sind. Doch wie sind sie dort hingekommen? Kurz darauf findet man ein weiteres Grab – die Inschrift auf dem Sarg weist auf eine Sensation hin: "Hier ruht Lukas Evangelist"

Irrfahrt der Gebeine des Evangelisten Lukas

Lukas, der Verfasser des dritten Evangeliums, der als einziger über die Kindheitsgeschichte Jesu Auskunft geben konnte, der mit dem Heiligen Paulus auf Missionsreise ging und später im griechischen Theben mit 84 Jahren ungewöhnlich alt starb - er soll in Padua begraben liegen? Bekannt war, dass man im 4. Jahrhundert die Gebeine des verehrten Heiligen von Theben in die Kaiserstadt Konstantinopel überführt hatte.

Verehrung und Skepzis

Die Benediktinermönche von Santa Giustina in Padua jedenfalls beginnen, die angeblichen Gebeine des Evangelisten Lukas in Ehren zu halten. Für das Grab wird eine eigene Kapelle errichtet, ein neuer Sarkophag aus Marmor geschaffen.

Pilger kommen nach Padua, um das Grab des Heiligen zu besuchen. Darunter ist auch Kaiser Karl IV., König von Böhmen. Für den Veitsdom in Prag, damals Hauptstadt des Kaiserreiches, lässt er sich den Schädel des Leichnams übergeben. Seit dem wird der Hl. Lukas sowohl in Padua als auch in Prag verehrt. Nach wie vor blieb ungeklärt: Handelt es sich in Padua wirklich um das echte Grab des Hleiligen Lukas?

Eine Nachfrage des orthodoxen Metropoliten holt Lukas an Licht

Lukas scheint in Padua in Vergessenheit zu geraten: bis es 1992 zu einer ungeahnten Wendung kommt. In Padua ist der orthodoxe Metropolit von Theben, Hieronymus, zu Besuch. Er will einen Blick auf das Lukasgrab werfen, denn in seiner Bischofskirche in Griechenland befindet sich schließlich das erste Grab des Evangelisten. Hieronymus weiß auch: seit dem 4. Jahrhundert beten die Gläubigen dort vor einem leeren Grab. Er bittet den Bischof von Padua um eine Reliquie, damit Lukas auch in Theben wieder verehrt werden kann.

Daraufhin beschließt der Bischof von Padua, endlich Licht ins Dunkel bringen zu wollen. Er übergibt den Sarkophag der Wissenschaft zur Klärung: Wer liegt wirklich im Grab in Padua?

Wissenschaftler machen eine erstaunliche Entdeckung

Im September 1998 beginnt Professor Vito Marin mit der Untersuchung des Leichnams und dem dazu extra aus Prag geschickten Schädel. Es dauert zwei Jahre, bis die Ergebnisse vorgestellt werden können. Und die sind erstaunlich.

Zunächst konnte Professor Marin anhand der Halswirbel zweifelsfrei feststellen, dass der Schädel in Prag und der Leichnam in Padua dem selben Menschen gehörten. Aus den anthropometrischen Untersuchungen ergab sich zudem, dass hier ein Mann begraben liegt, der in einem für die Zeit ungewöhnlich hohen Alter verstarb. Und: Dass er tatsächlich im ersten Jahrhundert nach Christus lebte und zwar im syrisch-orientalischen Raum, genau so, wie es die Tradition von Lukas berichtet. Die besondere Aufbewahrung der sterblichen Überreste zeigten zudem, dass diese Person schon zu Lebzeiten eine besondere Verehrung erfuhr.

Wissenschaft und Überlieferung

Zwar sind die wissenschaftlichen Ergebnisse kein Beweis dafür, dass es sich wirklich um das Grab des Evangelisten Lukas handelt. Allerdings widerlegen sie auch keine der Überlieferungen – im Gegenteil: sie liefern genaue Daten, die gemeinsam mit den schriftlichen Quellen zu hohen und nicht für möglich gehaltenen Wahrscheinlichkeiten geführt haben. Warum aber Lukas‘ Grab so abenteuerlich und urplötzlich auftauchte - wird wohl ein Geheimnis für die Ewigkeit bleiben.


Abbild des Hl. Lukas im Kölner Dom  / © Mathias Peter  (DR)
Abbild des Hl. Lukas im Kölner Dom / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
DR