Pfarrer über den Heiligen Gallus

Wunderheiler und Bärenbändiger

Mönch, Einsiedler und Glaubensbote am Bodensee: An diesem Montag wird der Heilige Gallus gefeiert. Sascha Jung ist Pfarrer der Gemeinde Sankt Gallus in Flörsheim am Main und erklärt, weshalb Gallus die Bischofswürde einst ablehnte.

Gallus wird meist mit einem Bären dargestellt / © KNA (KNA)
Gallus wird meist mit einem Bären dargestellt / © KNA ( KNA )

domradio.de: Wenn man an den Lateinunterricht denkt, dann heißt Gallus ja eigentlich Hahn. Was bedeutet der Name?

Sascha Jung (Pfarrer der Gemeinde Sankt Gallus): Die Übersetzung ist tatsächlich hergeleitet von dem Hahn. Darauf berufen sich auch viele Flörsheimer, die auch den Namen "Gall" tragen. Das hat sich zutiefst in das Leben der Menschen hier eingegeprägt, die Menschen haben den Hahn als Schutzpatron in ihrem Wappen. Aber sie bekennen sich natürlich aus dem christlichen Glauben heraus auch zum Heiligen Gallus.

domradio.de: In welcher Zeit hat der Heilige Gallus überhaupt gelebt?

Jung: Die Quellenlage ist unsicher. Gallus wird im 6. Jahrhundert verortet. Bei dem Ort seiner Geburt scheiden sich aber die Geister: Die einen sagen, dass er in Frankreich geboren wurde, die anderen in Irland. Und wenn ich dem alten Choral Glauben schenke, der heute Abend im Festgottesdienst in der Galluskirche angestimmt wird, dann gehört er zu Irland und gehört zur der großen Tradition iro-schottischer Wandermönche, die eben im 6. und 7. Jahrhundert die Region mit dem christlichen Glauben versehen haben.

domradio.de: Meistens haben Heilige etwas Eindrucksvolles gemacht. Gilt das auch für den Heiligen Gallus?

Jung: Das Spektakulärste - neben Wunderheilungen - war, dass er einen Bären gebändigt hat. Als die Missionare unterwegs waren, hatte sich das Tier ihnen genähert. Alle bekamen Angst - nur der Heilige Gallus stand ihm unerschrocken entgegen und hat ihn mit einem Stück Brot gezähmt. So sieht man ihn auch mit dem Bären auf dem Hochaltar meiner Kirche. Was auch noch eindrücklich ist: Er sollte im Jahr 612 Erzbischof von Konstanz werden. Er hat aber die Bischofswürde abgelehnt, weil er im geistlichen Leben ganz verankert bleiben wollte.

Er sagte aus Demut heraus: "Bitte tut mir das nicht an. Wir finden einen Besseren." Und so sieht man ihn an dem Hochaltar der Gallus-Kirche mit der Mitra (die traditionelle liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe, Anm. d. Red.) - und zwar nicht auf dem Kopf, sondern als Zeichen der Demut und der abgelehnten Bischofswürde in der Hand.

domradio.de: Ich könnte mir vorstellen, dass das Patronatsfest in Ihrer Gemeinde heute groß gefeiert wird ?

Jung: Am Montagabend um 19 Uhr gibt es einen Festgottesdienst. Am Sonntag nach dem 16. Oktober feiert die Flörsheimer Gemeinde auch den Weihetag der Kirche, so dass wir jetzt hier in zwei Festwochen hineingleiten und ständig am Feiern sind.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


St. Gallen: Von der Einsiedelei zum Kloster  / © KNA (KNA)
St. Gallen: Von der Einsiedelei zum Kloster / © KNA ( KNA )
Quelle:
DR