Katholische Laienorganisationen drängen auf Segnung für Homosexuelle

Segen - aber keine Eheschließung

Seit diesem Sonntag dürfen auch schwule und lesbische Paare in Deutschland standesamtlich heiraten. Was bedeutet das für die Entwicklung in den Kirchen? Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken fordert ein "Signal der Wertschätzung".

Ehe für alle / © Jörg Sarbach (dpa)
Ehe für alle / © Jörg Sarbach ( dpa )

Zum Start für die sogenannte Ehe für alle haben katholische Laienorganisationen von der Deutschen Bischofskonferenz Leitlinien für die Segnung von homosexuellen Paaren gefordert. "Schwule und Lesben sind nicht Christen und Christinnen zweiter Klasse", sagte der Sprecher der Reformgruppe "Wir sind Kirche", Magnus Lux, der Deutschen Presse-Agentur. "Der Segen Gottes gilt allen Menschen und darf nicht vom Wohlwollen eines einzelnen Bischofs abhängig gemacht werden." Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sprach sich erneut für eine kirchliche Segnung homosexueller Paare aus.

"Wir brauchen ein Signal der kirchlichen Wertschätzung für gleichgeschlechtliche Paare", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Ein Segen für sich liebende Menschen dürfe aber nicht mit einer Eheschließung zwischen Mann und Frau verwechselt werden.

"Wir sind Kirche": Leitlinien für die Segnung

Sprecher Lux von "Wir sind Kirche" sagte, es sei dringend erforderlich, dass die Bischofskonferenz Leitlinien für die Segnung von homosexuellen Paaren erlasse. Die Ehe für alle sei ein "selbstverständliches Zeichen" dafür, dass niemand wegen der geschlechtlichen Ausrichtung diskriminiert werden dürfe. "Die Kirchenleitung täte gut daran, ihren Widerstand dagegen aufzugeben und Verantwortung weltweit zu übernehmen."

An diesem Sonntag ist die sogenannte Ehe für alle in Kraft getreten, schwule und lesbische Paare dürfen in Deutschland standesamtlich heiraten. Ein Sprecher der Deutsche Bischofskonferenz wollte sich am Wochenende nicht zu den Aussagen der Laienorganisationen äußern.

Katholische Kirche mit Vorbehalten

Die katholische Amtskirche hatte starke Vorbehalte gegen die Ehe für alle geäußert. Für die Bischofskonferenz sei die Ehe "die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben", hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, gesagt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat keine Einwände gegen die Ehe für alle. In mehreren evangelischen Landeskirchen gibt es die Möglichkeit einer kirchlichen Segnung homosexueller Paare.


Quelle:
dpa