Festwoche in Kevelaer zum 375-Jahr-Jubiläum der Wallfahrt

Demonstration des Glaubens

Pilger suchen seit Jahrhunderten an dem kleinen Marienbild in Kevelaer Trost und Hilfe. Die Gläubigen erhoffen sich spirituelle Kraft - von einem sehr selten Ereignis.

Schilder in Kevelaer  (KNA)
Schilder in Kevelaer / ( KNA )

Beeindruckende Demonstration des Glaubens: Tausende haben am Samstag in Kevelaer an einer der sehr seltenen Prozessionen mit dem sogenannten Gnadenbild Marias teilgenommen. Es war der Höhepunkt der Jubiläums-Wallfahrt am Niederrhein.

Der kleine Kupferstich mit der Darstellung Marias als Trösterin der Betrübten wurde in einem kostbar gearbeiteten Schrein mit Glaseinsätzen durch die mit Fahnen und Blumen geschmückte Stadt getragen. Viele Zuschauer standen am Straßenrand, mehrere Tausend Gläubige reihten sich auf dem Kapellenplatz vor der Marienbasilika in feierlicher Atmosphäre in die Prozession durch die Stadt ein.

Maria im Mittelpunkt

Das Marienbild steht für den Beginn der Wallfahrt in Kevelaer vor 375 Jahren und ist ihr spiritueller Kern. Normalerweise steht der Kupferstich geschmückt mit Gold- und Silberverzierungen, Edelsteinen, Perlenketten in einer kleinen Kapelle neben der großen Marienbasilika. Viele Pilger erhoffen sich von der Gottesmutter Trost und Hilfe auch bei ganz alltäglichen Problemen.

Am Festgottesdienst und der Prozession nahm als Vertreter von Papst Franziskus der deutsche Kardinal Karl-Josef Rauber teil. Auch Münsters Bischof Felix Genn, der Vatikanbotschafter in Deutschland, Nuntius Nikola Eterovic, der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich sowie zahlreiche weitere Bischöfe waren gekommen.

Der Papst ist Marienverehrer

In seiner Predigt betonte Rauber, dass Franziskus ein großer Marienverehrer sei. "Wir brauchen den zärtlichen Blick der Gottesmutter, der den Schleier von unserer Seele nimmt", zitierte der 83-Jährige den Papst.

Bittere Not heute mahne dazu, Zuflucht bei der Gottesmutter zu suchen, die in Kevelaer als "Trösterin der Betrübten" verehrt werde, sagte der Kardinal. Dabei verwies er auf Kriege, den IS-Terror, die Raketentests in Nordkorea, Hunger, Flüchtlinge, Straßenkinder und Drogenabhängige. Der Blick der Gottesmutter stärke "von innen her" und helfe dabei, geschwisterlicher, solidarischer und offener mit den Mitmenschen umzugehen.

Zählt Kevelaer bald als Kulturerbe?

Mit fast einer Million Pilger, die jährlich zur Marienverehrung zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" nach Kevelaer kommen, gilt der Wallfahrtsort am Niederrhein als zweitgrößter in Deutschland, hinter Altötting in Bayern.  Die Prozession mit dem Bild findet in der Regel nur alle 50 Jahre statt - zuletzt allerdings mehrfach in einem Turnus von 25 Jahren.

Die Wallfahrt entstand 1642 während des Dreißigjährigen Krieges. Stadt und örtliche Pfarrei haben einen Antrag gestellt, dass die Wallfahrt in die Nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird.

Die Festwoche in Kevelaer

Ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeiern ist am kommenden Samstag die Uraufführung des Kevelaerer Marien-Festspiels auf dem Kapellenplatz sowie eine weitere Darbietung am Folgetag. Das Marienfestspiel "Mensch! Maria!" (10./11. Juni) wird uraufgeführt. Bei dem Stück mit Musik, Gesang und Text wirken knapp 300 Darsteller auch aus Kevelaer mit. Das Festspiel soll in die Wallfahrtstradition eingehen. 

Zum Abschluss der Festwoche feiert der Utrechter Kardinal Willem Eijk am Sonntag (11. Juni) einen Gottesdienst.


Karl-Josef Kardinal Rauber / © Cristian Gennari/Agenzica Romano Siciliani/KNA (KNA)
Karl-Josef Kardinal Rauber / © Cristian Gennari/Agenzica Romano Siciliani/KNA ( KNA )
Quelle:
KNA , dpa