Bedford-Strohm zur heutigen Bedeutung der Mission

"Unverzichtbar"

Hat die Mission an Bedeutung verloren? Nicht in den Augen des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Er würdigt die Mission als "eine völlig unverzichtbare Dimension der Kirche und des Christseins".

Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth ( epd )

Es komme nicht darauf an, ob andere Menschen die Botschaft vom menschenfreundlichen Gott überhaupt hören wollten, "von dieser Menschenfreundlichkeit aber gar nicht zu reden, wäre unverantwortlich", sagte der Bischof am Donnerstag laut vorab verbreitetem Manuskript bei einer Predigt auf der Wartburg. Mit dem Gottesdienst unter freiem Himmel eröffnete er die Festwoche "500 Jahre Reformation in Eisenach".

Dabei räumte er ein, dass Mission "nach 2.000 Jahren Christentum für viele Menschen kein positiv besetzter Begriff mehr" sei. Viele würden damit "zuallererst Intoleranz, Absolutheitsanspruch, Zwangsbekehrung und eben auch blutige Gewalt" verbinden. "Im Namen der Kirche, im Namen des Christentums ist bitteres Unrecht geschehen", so Bedford-Strohm.

Den Armen zur Seite stehen

Mission bedeute heute, "von einem Gott zu erzählen, der die Gewalt verabscheut und das Leben liebt, der die Schwachen schützt". Daraus folge, "zusammen mit den anderen christlichen Konfessionen Christus selbst neu zu entdecken". Das heiße, den Armen, den Ausgegrenzten, den Verfolgten zur Seite zu stehen "und sich nie und nimmer mit einer Welt abzufinden, in der Gewalt gegen Mensch und außermenschliche Natur an der Tagesordnung ist", forderte der Bischof.

Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf das Ende des Matthäusevangeliums in der im vergangenen Herbst vorgelegte Revision der Lutherbibel. Mit den Worten "Lehret alle Völker", statt "machet zu Jüngern alle Völker", sei man wieder zurückgekehrt zur Originalübersetzung Martin Luthers. Ob der "wohl umstrittensten" Änderung gebe es nun Sorgen, dass diese Übersetzung die Bedeutung der Mission schmälere.

Starke Botschaft

Das Gegenteil sei der Fall. Wer der Ausstrahlungskraft der Botschaft Jesu etwas zutraue, werde sich keine Sorgen machen müssen, dass das "Lehren" dieser Botschaft verpuffen könnte. "Diese Botschaft ist so stark, dass es nur an uns manchmal recht schwachen Botschaftern liegen kann, wenn sie kein Echo findet", sagte Bedford Strohm.

Noch bis Sonntag wird mit einem umfangreichen Programm in Eisenach das 500. Reformationsjubiläum begangen. Neben einem Jugend- und einem Familientag mit einem umfangreichen Bühnenprogramm wird dabei auch zu Disputen und Diskussionen eingeladen. Zudem sind Chöre aus den Eisenacher Partnerstädten angereist. Am Donnerstagabend sollte auch das Geschichtsmobil des Europäischen Stationenweges auf dem Marktplatz eintreffen. Dort bildet auch ein ökumenischer Gottesdienst am Sonntag den Abschluss der Festwoche.

Martin Luther (1483-1546), dessen Eltern aus der Region stammten, hatte bis zu seinem Wechsel an die Erfurter Universität 1501 drei Jahre lang in Eisenach die Lateinschule besucht. Auf dem Rückweg vom Reichstag in Worms wurde er am 4. Mai 1521 zum Schein auf die Wartburg entführt. Im Dezember begann er dort mit der Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche, die er in gut zehn Wochen abschloss. Luther selbst nannte Eisenach "meine liebe Stadt".


Quelle:
epd