Schavan plädiert für konfessionellen Religionsunterricht

Schutz vor Radikalisierung

Die deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat sich für den konfessionell gebundenen Religionsunterricht an deutschen Schulen ausgesprochen. Bei einer Diskussionsrunde bekam sie für ihre Aussage jedoch auch Contra.

Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber religiöser Bildung ist auch eine Verantwortung gegen Radikalisierung", sagte Schavan in Konstanz. Im Religionsunterricht gehe es um die Entdeckung der eigenen Identität und um das Kennenlernen der eigenen und anderer Religionen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es falsch ist, Religion aus den Schulen und Universitäten herauszuhalten", sagte die ehemalige baden-württembergische Kultusministerin.

Schavan erhält Contra

Der Vorsitzende der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, widersprach Schavan. Schüler dürften nicht "religiös ghettoisiert" werden und müssten stattdessen "gemeinsam überlegen, wie ein Zusammenleben in der Gesellschaft möglich ist". Religion dagegen stärke das Individuum und schwäche das Zusammenleben. "Aus Nächstenliebe kann auch schnell Fremdenhass entstehen, wenn der Nächste nur der ist, der zur eigenen Gruppe gehört", so der Philosoph. Dennoch gehöre auch Religion zur Bildung. "Ohne Religionsgeschichte kann man die Welt nicht verstehen", sagte Schmidt-Salomon. Der Bekenntnisunterricht sei aber der falsche Weg.

Weiter warnte Schmidt-Salamon vor einem Missbrauch von Religion. "Wir leben in der friedlichsten Zeit und Region, die es je gegeben hat. Und das ist gleichzeitig die am stärksten säkularisierte Region." Religion dagegen bedrohe die offene Gesellschaft, wie Anschläge durch radikale Muslime und christliche Fundamentalisten zeigten. "Ich hätte es leichter, wenn ich an Gott glaube würde, dann würde ich keine Morddrohungen mehr erhalten", so Schmidt-Salomon.

Diskussion bei "Konstanzer Kontroversen"

aut Schavan ist dagegen nicht der Glaube Grund von Radikalisierung, sondern kulturelle und politische Strömungen. Der christliche Glaube fördere keine Gewalt, sondern die Freiheit des Menschen, so Schavan. "Ich würde mich eingeengt fühlen, wenn ich glauben würde, dass nach dem Tod alles aus ist." Nicht an Gott zu glauben sei eine Selbstbegrenzung, die sich nur noch mit dem beschäftige, was offensichtlich sei.

Schavan und Schmidt-Salomon diskutierten bei den "Konstanzer Kontroversen", einer Veranstaltungsreihe zum 600-Jahr-Jubiläum des Konstanzer Konzils. Das Treffen in den Jahren 1414-1418 war eine der wichtigsten politischen und religiösen Versammlungen des Mittelalters.


Kommt aus dem Vatikan: Annette Schavan / © Paul Sklorz (KNA)
Kommt aus dem Vatikan: Annette Schavan / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA