Reaktion auf Flüchtlingsdebatte: Breite gesellschaftliche "Allianz für Weltoffenheit" gegründet

Die individuelle Würde wahren

Ein neues gesellschaftliches Bündnis tritt für eine menschenwürdige Aufnahme von Flüchtlingen ein. Auch die beiden großen christlichen Kirchen sind vertreten. Sie sprachen sich für den Schutz von Migranten und gegen ein Klima der Verunsicherung aus.

Grundgesetz / © Jens Kalaene (dpa)
Grundgesetz / © Jens Kalaene ( dpa )

Die "Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat" stellte sich am Donnerstag in Berlin mit einem Aufruf unter dem Titel "Die Würde des Menschen ist unantastbar" vor. "Wer mit Worten oder Taten zur Ausgrenzung und Herabsetzung von Flüchtlingen und Migranten beiträgt, der kann sich nicht auf das Christentum berufen", sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch für die Deutsche Bischofskonferenz.

"Menschenfeindlichkeit und Fremdenhass stehen nicht nur im klaren Widerspruch zu den Werten unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sondern zeugen letztlich immer von einer tiefen Missachtung der christlichen Botschaft", so Koch weiter.

Auf breiter Basis

Hinter dem neugegründeten Bündnis stehen neben der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Zentralrat der Juden in Deutschland, der Deutsche Kulturrat, der Koordinationsrat der Muslime, der Deutsche Naturschutzring, der Deutsche Olympische Sportbund sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege.

Sie treten dafür ein, dass Deutschland bei der Aufnahme von Flüchtlingen "weiterhin seine humanitären Verpflichtungen erfüllt". Zugleich fordern sie "unbedingt eine gemeinsame europäische Lösung". Notwendig seien auch Investitionen in Bildung und Beschäftigung, ausreichenden bezahlbaren Wohnraum, eine öffentliche Infrastruktur sowie Sicherheit vor Gewalt. Bei der Aufnahme der Flüchtlinge dürften andere Menschen, die von Armut, Arbeitslosigkeit oder fehlender sozialer Absicherung betroffen seien, nicht vernachlässigt werden. Auch sei den Zuwanderern "mit Empathie und Respekt zu begegnen", die Deutschland nach einem rechtsstaatlichen Verfahren verlassen müssen.

Ehrenamtliche als Botschaft der Kraft

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, verwies auf das Engagement Hunderttausender ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer in den Kirchengemeinden. "Es ist eine Botschaft der Kraft, die ich von dort  mitnehme", betonte Bedford-Strohm. Die Verschärfung der Rhetorik in der politischen Debatte stehe im Widerspruch dazu und helfe nicht, mit den Herausforderunge konstruktiv umzugehen. "Sie führt zu Verunsicherung, die lähmt anstatt zu motivieren", so der Ratsvorsitzende weiter.

DGB-Chef Hoffmann rief auch andere zivilgesellschaftliche Institutionen auf, sich zu beteiligen. Parteien habe die Allianz aber "bewusst herausgehalten", weil deren "taktische Interessen" zur Verunsicherung der Gesellschaft beitrügen. 

"Gegen Menschenfeindlichkeit"

Das Bündnis wendet sich in seinem Aufruf "gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt". Die Werte des Grundgesetzes und des gesellschaftlichen Zusammenlebens müssten von allen akzeptiert werden. Das Recht auf freie Ausübung der Religion sei ohne Unterschied anzuerkennen. "Es bedeutet aber auch, dass niemand die eigene kulturelle oder religiöse Prägung als Deckmantel missbrauchen darf, um die Grundrechte der Glaubens- und Gewissensfreiheit, der körperlichen Unversehrtheit und der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Frage zu stellen oder Minderheiten zu diskriminieren." Straftäter mit ausländischer Staatsangehörigkeit müssten damit rechnen, Deutschland verlassen zu müssen, heißt es in dem Aufruf.

Die Allianz ruft auch dazu auf, Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte, Polizeibeamte, Medienvertreter und Helfer "strafrechtlich konsequent zu verfolgen". Sie fordern eine sachliche Flüchtlings- und Einwanderungsdebatte, "statt öffentlich Ressentiments zu schüren oder parteitaktische Interessen zu verfolgen".

(Deutsche Bischofskonferenz, kna, epd, dpa)