Flüchtlingsgipfel: Kirche will Engagement für Flüchtlinge ausbauen

Ein stärkeres Miteinander

In Würzburg fand am Dienstag der erste katholische Flüchtlingsgipfel statt. Ergebnis: In der Flüchtlingsfrage wird ein stärkeres Miteinander der verschiedenen Religionen und Kulturen angestrebt. Eine Obergrenze für die Aufnahme lehnt die Kirche ab.

Ankunft in Flensburg / © Carsten Rehder (dpa)
Ankunft in Flensburg / © Carsten Rehder ( dpa )

Die katholische Kirche will eine bessere Vernetzung in der Flüchtlings-Versorgung erreichen. Das geht aus den Ergebnissen einer Konferenz hervor, zu der am Dienstag 150 Vertreter von Hilfsorganisationen, Bildungsträgern und der Wohnungswirtschaft nach Würzburg gekommen waren.

Ein gemeinsames Handeln sei besonders wichtig mit Blick auf die ankommenden Menschen, sagte Erzbischof Stefan Heße am Dienstagabend. Vor 30 bis 40 Jahren sei dies beim Umgang mit den Gastarbeitern nicht so gut gelungen, kritisierte der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen. "Deswegen haben wir ja zum Teil Parallelgesellschaften in Deutschland. Und das darf es nicht geben."

Bei dem Treffen ging es darum, Empfehlungen zu konkreten Themen wie Wohnraum, Gesundheit oder Bildung zu geben. Diskutiert wurde ferner ein Leitbild für die Flüchtlingsarbeit. Ziel sei es, bereits bestehende Initiativen zu vernetzen. "Klar ist, dass wir das Rad nicht überall neu erfinden werden", so der Hamburger Erzbischof.

Aus den Resultaten sollen Handlungsanweisungen als Leitfaden für die Arbeit in den kirchlichen Einrichtungen entstehen. Wichtig sei die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen sowie anderen Religionsgemeinschaften: "Wir werden das nur miteinander schaffen."

Engagement wird weiter verstärkt

Die Kirche sei nicht erst seit ein paar Monaten, sondern schon länger in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Dieses Engagement werde nun weiter verstärkt. Heße verwies darauf, dass die katholische Kirche in ihren 27 Diözesen rund 100 Millionen Euro zusätzlich investiere, davon etwa ein Drittel für Hilfen in den Herkunftsländern. Dabei werde das Geld nicht in anderen sozialen Bereichen gekürzt. Ein Problem sei jedoch, Fachkräfte für die Arbeit mit den Flüchtlingen zu finden: "Der Markt ist in gewisser Weise leer."

Heße machte auch angesichts des beginnenden Winters noch einmal deutlich, dass schnelle Hilfe notwendig sei: "Diese Menschen verdienen unsere Unterstützung, unseren Respekt, die Sorge und Hilfe", betonte Heße. Speziell Frauen und Kinder müssten besser betreut und die Bildungsangebote allgemein ausgeweitet werden, forderte der gebürtige Kölner.

Keine Begrenzung beim Familiennachzug

Der Sonderbeauftragte wies die Forderung von Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) zurück, die Kirche solle auf Mieteinnahmen für die Unterbringung von Flüchtlingen verzichten. Gemeinden dürften nicht schlechter gestellt werden als andere. Unter Verweis auf das Grundrecht auf Asyl lehnte Heße erneut eine Obergrenze für die Aufnahme ab: "Jeder hat ein Recht auf ein faires Verfahren." Auch der Familiennachzug dürfe nicht begrenzt werden. Die Kirche werde sich dafür einsetzen, dass Familien zusammengeführt würden, so Heße. "Wir als Kirche werden keine Grenze setzen."


Flüchtlingsbeauftragter: Erzbischof Heße / © Daniel Karmann (dpa)
Flüchtlingsbeauftragter: Erzbischof Heße / © Daniel Karmann ( dpa )
Quelle:
epd , KNA