Malteser betreiben Flüchtlingsunterkünfte

"Große Hilfsbereitschaft und Offenheit"

Leerstehende Baumärkte werden im Moment zu Flüchtlingsunterkünften, Zeltstädte entstehen auf Parkplätzen. Der Malteser Hilfsdienst betreibt in Paderborn und im Sauerland gleich zwei Unterkünfte. Geschäftsführer Andreas Bierod im domradio.de-Interview über die Herausforderungen.

Malteser betreiben zwei Unterkünfte in Paderborn und im Sauerland (dpa)
Malteser betreiben zwei Unterkünfte in Paderborn und im Sauerland / ( dpa )

domradio.de: Die Politik braucht ja für Entscheidungen unheimlich viel Zeit, Sie hingegen müssen sehr schnell sein. Hat das denn geklappt, haben bei Ihnen jetzt alle ein Dach über dem Kopf?

Andreas Bierod (Diözesangeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes in der Erzdiözese Paderborn): Ja, das hat geklappt, wenn auch unter großen Anstrengungen. Aber wir können auf ein großes ehrenamtliches Engagement zurückgreifen, das unsere Helferinnen und Helfer da an den Tag gelegt haben. Und es war ganz großartig, dass wir zweimal in den letzten Wochen innerhalb von wenigen Tagen eine Unterkunft einrichten konnten.

domradio.de: Bei den Unterkünften handelt es sich zum einen um eine leerstehende Jugendherberge und zum anderen um eine alte Kaserne mit insgesamt rund 900 Flüchtlingen. Können die Flüchtlinge denn da unter menschenwürdigen Bedingungen leben?

Bierod: Auf jeden Fall. Das sind natürlich unterschiedliche Umstände. In der Jugendherberge ist das bereits sehr gut organisiert, da sind wir auch schon länger dabei. In der ehemaligen Kaserne sind wir noch dabei, Strukturen aufzubauen. Jetzt unter sommerlichen Bedingungen ist das alles wunderbar vor Ort. Wenn aber der Winter ansteht, müssen wir andere Möglichkeiten schaffen, um sich zu versammeln und gemeinsame Aktionen zu machen. Damit die Menschen nicht nur auf ihrer Stube hocken müssen, sondern Räume haben, wo tagsüber Programm angeboten wird.

domradio.de: Wie ist denn die Atmosphäre in den Unterkünften im Moment. Können Sie das beschreiben? Es gibt in einigen Flüchtlingsheimen im Moment ja auch Auseinandersetzungen.

Bierod: Auch das ist unterschiedlich. In unserer Einrichtung in Meschede, die kleinere Einrichtung, ist das deutlich entspannter. Bei der größere Einrichtung – 750 Leute an einem Ort, das ist ein kleines Dorf, was da zusammenkommt – kommt noch hinzu, dass die Personen schon ziemlich lange dort sind; viel länger, als das normalerweise im Asylverfahren vorgesehen ist. Die Notunterkünfte haben normalerweise eine Verweildauer von zehn bis maximal 14 Tagen. Inzwischen sind manche schon vier oder fünf Wochen da. Das führt natürlich zu einer großen Anspannung, einfach, weil viele im Unklaren darüber sind: Wir geht es mit ihnen weiter? Und das führt zu einer gewissen Ungeduld und natürlich manchmal zu kleineren oder größeren Auseinandersetzungen.

domradio.de: Diese Ungeduld, sehen sie die auch bei den Bürgern die drumherum leben? Wie reagieren die?

Bierod: Nein, die erleben wir nur ganz, ganz wenig. Es gibt eine große Spenden- und Hilfsbereitschaft bei den Bürgerinnen und Bürgern. Es ist eher so, dass wir die sinnvoll kanalisieren müssen, damit auch das Engagement gut ankommt. Natürlich macht das mit Menschen etwas, wenn das Dorf, in dem die Unterkunft ist, auf einmal eine doppelte Einwohnerzahl hat. Das verändert einfach auch Strukturen in der Bevölkerung. Aber das ist immer noch völlig im Rahmen. Grundsätzlich erleben wir eine große Hilfsbereitschaft und Offenheit unter den Bürgern.    


Quelle:
DR