Katholische Kirche mahnt anderen Umgang mit Flüchtlingen

"Wir können mehr aufnehmen und verkraften"

In der Flüchtlingsdebatte haben sich zwei prominente Vertreter der katholischen Kirche deutlich zu Wort gemeldet: Kardinal Marx und Erzbischof Schick warnen vor Fremdenfeindlichkeit und vor unbedachter Wortwahl.

Andrang in einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge (dpa)
Andrang in einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge / ( dpa )

Prominente Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland haben am Wochenende zu einem anderen Umgang mit Flüchtlingen aufgerufen. "Wer deutschen Boden betritt, soll menschenwürdig und gerecht behandelt werden", forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Wochenende in München: "Dafür wollen wir uns als Christen einsetzen."

Mit deutlichen Worten wandte sich auch Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit: "Es ist eine Schande, dass Deutsche Flüchtlingsheime anzünden und 'Ausländer raus' gegen Flüchtlinge schreien", sagte er am Sonntagmorgen in Bamberg.

"Vorsicht bei der Wortwahl"

Zugleich mahnte er zur Vorsicht bei der Wortwahl und warnte davor, von "Flüchtlingsströmen und Masseneinwanderung" zu reden. Es kämen zwar tatsächlich außergewöhnlich viele Flüchtlinge nach Deutschland. "Doch wir müssen deutlich machen, dass diese Begriffe nicht verwendet werden dürfen, um damit Angst zu verbreiten nach dem Slogan: Unser Haus ist voll." Deutschland sei eines der reichsten Länder der Erde. Im Vergleich zu armen Ländern wie Libanon, Jordanien, Irak und auch Türkei seien "bei uns nur wenige Flüchtlinge", so Schick.

Er nannte auch konkrete Zahlen: Weltweit seien über 60 Millionen Menschen auf der Flucht, nur knapp vier Prozent von ihnen würden in Länder der EU gelangen. "Wir können mehr aufnehmen und verkraften." Außerdem "ist Deutschland ein christliches Land, das allen Armen, Notleidenden und Hilfesuchenden beistehen muss". Auch die Menschen vom Balkan sollten "von uns Deutschen freundliche Gesichter, gute Worte und helfende Hände erleben", forderte der Erzbischof.

"Große Solidarität und langer Atem nötig"

Schick, der als Vorsitzender der Kommission Weltkirche auch so etwas wie der "Außenminister" der Deutschen Bischofskonferenz ist, appellierte an die politischen Verantwortungsträger, "alles zu tun, um die Ursachen für Flucht wie Krieg, Rassenkonflikte oder Armut zu beseitigen". Dieser wichtigen Aufgabe müsse sich auch die Kirche stellen.

Kardinal Marx rief dazu auf, in den Anstrengungen für die Unterbringung für Flüchtlinge nicht nachzulassen. Zugleich dankte er allen Menschen in Politik, Pfarreien, Orden und Caritas, die sich für dieses Ziel engagierten. Der Erzbischof von München und Freising verwies darauf, dass Europa und Deutschland keine Insel seien. "Wir spüren, dass um Europa herum die Sorgen und Bedrängnisse groß und die Probleme nicht einfach zu lösen sind." Es gebe "turbulente und schwierige Situationen, die Gefahr ist größer als in den vergangenen Jahrzehnten". Deshalb brauche es eine große Solidarität. So müssten in den unter Krieg und Destabilisierung leidenden Ländern Verhältnisse geschaffen werden, in denen Menschen leben könnten. «Dafür brauchen wir einen langen Atem», so Marx.


Quelle:
KNA