Caritas fordert Aufnahme von Belarus-Flüchtlingen

"Eindeutig humanitäre Notlage"

Caritas international fordert Deutschland und die EU-Mitgliedsländer auf, besonders gefährdete Menschen aus dem belarussischen Grenzgebiet aufzunehmen. Die Nothilfe vor Ort wurde ausgeweitet, bisher sind 13 Menschen an Hunger und Kälte gestorben.

Ein Mann und sein Kind harren bei eisigen Temperaturen im Grenzgebiet aus / © Leonid Shcheglov (dpa)
Ein Mann und sein Kind harren bei eisigen Temperaturen im Grenzgebiet aus / © Leonid Shcheglov ( dpa )

Gefährdete Personen sind beispielsweise Familien mit Kindern, Menschen mit Behinderung und schwangere Frauen. "Im Arbeitsprogramm der neuen Bundesregierung gibt es hierfür vielversprechende Ansätze wie eine Erhöhung der Kontingente für Resettlement und humanitäre Aufnahme", sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Dienstag in Berlin. "An der Grenze zwischen Belarus und Polen haben wir es eindeutig mit einer humanitären Notlage zu tun."

"Zelte der Hoffnung" aufgebaut

Unterdessen weitete die Organisation nach eigenen Angaben ihre Hilfe vor Ort aus. Sowohl die Caritas Belarus als auch die Caritas Polen versorgten die gestrandeten Migranten mit Verpflegung, warmer Kleidung, Schlafsäcken und Hygieneartikeln, hieß es. In Polen seien dafür in Zusammenarbeit mit Pfarrgemeinden an 16 Orten sogenannte "Zelte der Hoffnung" aufgebaut worden. Sie stehen den Angaben nach in der Nähe der sogenannten "Roten Zone", einem etwa drei Kilometer breiten, vom polnischen Militär abgesperrten Streifen entlang des polnischen Grenzgebietes.

In Belarus verteilt die Caritas Lebensmittelpakete an rund 2.000 Menschen, die in einer vom Staat dafür freigeräumten Lagerhalle provisorisch untergekommen sind, wie es weiter hieß. Noch immer könnten jedoch die Menschen in der "Roten Zone" nicht versorgt werden. Die deutsche Caritas forderte, dass Hilfsorganisationen auch Zugang zur "Roten Zone" bekommen und den Geflüchteten die Möglichkeit gewährt wird, in einem geregelten Verfahren Asyl zu beantragen.

"Nur der ungehinderte Zugang für humanitäre Hilfsorganisationen in das abgesperrte Grenzgebiet verhindert, dass weitere Hilfesuchende sterben", sagte Welskop-Deffaa. Mindestens 13 Menschen seien nach offiziellen Angaben im Wald zwischen Polen und Belarus bereits an Hunger, Kälte und Erschöpfung gestorben.

Grenzregion steht seit Wochen in der Öffentlichkeit

Seit Wochen versuchen Tausende Migranten und Flüchtlinge, von Belarus über die EU-Außengrenzen nach Polen oder in die baltischen Staaten zu gelangen. Die EU wirft dem autoritären belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, gezielt Menschen aus Krisenregionen nach Minsk einfliegen zu lassen, um sie dann in die EU zu schleusen und so die Lage im Westen zu destabilisieren. Die EU-Staaten hatten Stacheldrahtzäune errichtet, um die Migranten aufzuhalten


Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz (KNA)
Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd , KNA , dpa