Kardinal Hollerich kritisiert "neuen Egoismus" in Europa

"Wir verlieren das Herz Europas"

Weil Europa die Augen vor der schreckligen Lage der Migranten verschließe, drohen "wir das Herz Europas" zu verlieren, sagte Kardinal Hollerich. Die jüngsten Geschehnisse im Mittelmeer seien ein Beleg dafür.

Bischofskreuz und Hände von Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Bischofskreuz und Hände von Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Sven Becker ( KNA )

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE, hat angesichts der Corona-Krise einen "neuen Egoismus" in Europa kritisiert. "Wir wollen die schreckliche Lage der Migranten nicht sehen", sagte er dem Portal "Vatican News" (Samstag). Die jüngsten Geschehnisse im Mittelmeer vor Malta und Italien seien ein Beleg dafür, so der Luxemburger Erzbischof.

Christliche Wurzeln

Wenn die EU Bootsmigranten nicht rette und zur Rückkehr nach Libyen zwinge, "dann verlieren wir das Herz Europas", sagte Hollerich. "Dann wird das Reden über die christlichen Wurzeln Europas zur Lüge." Denn man könne kein Christ sein, ohne die hilfsbedürftigen Menschen in seinem Herzen zu haben.

"Der Frieden des Herzens ist in Gefahr", betonte der Kardinal. Aber auch politisch befinde sich Europa in einer ernstzunehmenden Krise: "Wenn die Europäische Union schwächer wird - und wir wissen, dass es einen Populismus gibt, der Europa schwächen will - dann ist der Frieden bedroht."

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA