Wie sich albanische Flüchtlinge mit katholischer Hilfe in Köln integrieren

Franceskas Familie

Seit 2015 lebt die Familie Zela in Köln. Für ihren Neustart im Leben war es wichtig, gemeinsam die Herausforderungen in einem fremden Land zu meistern. Dabei hilft die katholische KIrche. Ein Seitenblick zum Flüchtlingsgipfel an diesem Mittwoch.

Autor/in:
Von Hilde Regeniter
Eva und Taulan mit ihrer Tochter Franceska / © Hilde Regeniter (DR)
Eva und Taulan mit ihrer Tochter Franceska / © Hilde Regeniter ( DR )

Familienzusammenhalt hilft beim Ankommen in einem anderen Land. Das zeigen viele Beispiele, auch das der Familie Zela aus Albanien. Unterstützt von einer Katholischen Flüchtlingsinitiative haben Mutter und Vater ein neues Leben für sich und die kranke Tochter aufgebaut.  

Schwere Krankheit ermöglicht Aufenthalt

Ihr größter Wunsch? Die neunjährige Franceska Zela denkt nicht lange nach: "Dass es meiner Familie gut geht, dass keiner krank ist!" Sie selbst hatte als kleines Kind andauernd unter schlimmen Fieberanfällen gelitten. Erst als sie mit den Eltern im so genannten Flüchtlingssommer 2015 nach Deutschland kam, wurde das äußerst seltene CAPS-Syndrom diagnostiziert. Wegen dieser schweren Krankheit des Kindes durfte die Familie bleiben, auch wenn ihre Heimat Albanien als sicheres Herkunftsland eingestuft ist.

Neuanfang mit eigener Wohnung

In der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin haben sie dem Mädchen mit den wachen, dunklen Augen schon sehr geholfen und tun es weiter. "Wir sind Franceskas Arzt unendlich dankbar", sagt ihre Mutter Etleva Zela, genannt Eva. Genauso dankbar aber sind sie und ihr Mann Taulan Marianne Arndt, die sie sogar mit  Mutter Teresa vergleichen. Die Gemeindereferentin der Pfarrei Sankt Theodor und Elisabeth in Köln Höhenberg und Vingst hatte die Familie in einer Flüchtlingsunterkunft kennen gelernt und bei der Wohnungssuche unterstützt. Seit Mutter, Vater und Tochter endlich in einer eigenen Wohnung leben, fühlen sie sich deutlich wohler: "Es war ein Neuanfang!"

Geflüchtete helfen bei Flüchtlingshilfe

Zum Neustart gehörte für Eva auch, dass sie in der Flüchtlingshilfe "Willkommen in HöVi" eingestiegen ist. Wegen Franceskas Krankheit kann die gelernte Schneiderin nicht regulär in ihrem Job arbeiten. Über Marianne Arndts Vermittlung aber geht sie jetzt mit in Flüchtlingsunterkünfte, bietet ihre Hilfe an und ihr offenes Ohr. Anderen helfen tut gut, findet die 38-Jährige und auch, dass ihr Deutsch seitdem deutlich besser geworden ist. Dass "Willkommen in HöVi" eine katholische Initiative ist, die Zelas aber Muslime sind, spielt für beide Seiten keine Rolle. "Wir glauben doch alle an den einen Gott!", meint Taulan.

Perspektive durch Ausbildung

In der alten Heimat hat der 41-jährige Särge gebaut und war dann Soldat. Heute macht er eine Ausbildung zum Tischler und ist stolz auf den Medikamentenschrank und den Schreibtisch, die Möbel hat er für Franceszka gezimmert. Die Arbeit mit Holz macht ihm Spaß, erzählt er, die Theorie fällt ihm wegen der Sprache oft noch schwer. Aber Taulan freut sich, dass er jetzt so viel mit Deutschen zusammen ist und Deutsch spricht.  Er ist höchst motiviert, weiter an seinen Sprachkenntnissen zu feilen, damit er irgendwann vielleicht so gut wird wie Franceska, die längst akzentfrei plaudern und den Eltern schon mal beim Übersetzen helfen kann.

Integration als Selbstverständlichkeit

Um ihrer Tochter ein gutes Leben zu ermöglichen, würden Eva und Taulan so ziemlich alles tun. Sich selbst noch vertrauter zu machen mit Sprache und Kultur, sehen beide dabei als Selbstverständlichkeit an. Bisherige Erfolge machen ihnen Mut, weiter Kontakte zu Menschen in ihrem Viertel oder bei der Arbeit zu knüpfen und weiter Deutsch zu büffeln. So sind sie alle zusammen ein gutes Beispiel dafür, wie Familie als Integrationsfaktor funktioniert.

Familie gibt Halt

"Für die Familie Zela ist es ganz wichtig, dass sie als Familie da sind, weil sie sich gegenseitig helfen und stützen", sagt auch Marianne Arndt In ihrer langjährigen Arbeit mit Flüchtlingen hat sie immer wieder erlebt, wie stabilisierend Familienzusammenhalt wirkt. "Als Christen wissen wir, wie bedeutsam Familie ist, wie breite Wurzeln sie gibt". Um so schlimmer findet sie, dass "der Familiennachzug im Moment quasi tot ist."

Genau an diesem Punkt wünscht sich die engagierte Katholikin von ihrer Kirche, dass sie sich noch viel stärker als bisher im Bundesinnenministerium für Familienzusammenführung stark macht. "Da würde ich mir wünschen, dass die Bischöfe mit ihren Gläubigen auf die Straße gehen, gemeinsam auch mit der evangelischen Kirche und sagen: Wir hören nicht mehr auf!"


 Eva Zela näht Corona-Masken / © Hilde Regeniter (DR)
Eva Zela näht Corona-Masken / © Hilde Regeniter ( DR )
Quelle:
DR