Kardinal Hollerich fordert humanitäre Korridore

Fremdenfeindlichkeit in "Fremdenfreundlichkeit" umwandeln

Mit klaren Worten hat Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich die Schaffung sogenannter humanitärer Korridore in die EU gefordert. "Das Flüchtlingsdrama spielt sich direkt vor unseren Augen ab".

Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo (dpa)
Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo ( dpa )

Das sagte der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE am Freitag in Bari. Die Lage auf den griechischen Inseln sowie in Libyen sei "eine Schande für Europa". Es müssten dringend Möglichkeiten geschaffen werden, um Betroffene legal in die EU einreisen zu lassen. "Wir reden viel über europäische Werte, aber wir vergessen sie völlig, wenn Hilfe nötig ist", so Hollerich.

Fremdenfeindlichkeit in "Fremdenfreundlichkeit" umgewandeln

Der Kardinal äußerte sich bei einer Konferenz im süditalienischen Bari, wo hochrangige Kirchenvertreter aus 20 europäischen, afrikanischen und nahöstlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres tagen. Bis Sonntag beraten sie unter dem Motto "Mittelmeer - Grenze des Friedens" über Entwicklungs- und Friedensfragen. Bei der Konferenz wird eine Erklärung erarbeitet, die am Ende Papst Franziskus übergeben werden soll.

Maltas Erzbischof Charles Scicluna mahnte am Freitag, Fremdenfeindlichkeit müsse in "Fremdenfreundlichkeit" umgewandelt werden. Für diesen Kurs sollten die Kirchen der Mittelmeerregion werben, um das Migrationsproblem zu lösen. Offenheit gegenüber Fremden sei "ein sehr alter Wert", der auch in der Bibel bezeugt werde, so Scicluna. Man könne den Politikern nicht vorschreiben, was zu tun sei. Aber die Botschaft des Bari-Treffens könne Behörden ermutigen, das Richtige zu tun. 

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema