Kirchenorganisation fordert mehr Zugangswege für arbeitssuchende Migranten

"Rückkehrrecht nach Europa"

Wer als Migrant einmal legal in der EU gearbeitet hat, der soll ein Recht darauf haben, wiederzukommen, sagt die Komission der Kirchen für Migranten in Europa. Die Freizügigkeit könne ein Anreiz sein, den Schritt zurück in die Heimat zu wagen.

Autor/in:
Phillipp Saure
Frau in einem libyschen Auffanglager für Flüchtlinge / © Sara Creta/MSF (dpa)
Frau in einem libyschen Auffanglager für Flüchtlinge / © Sara Creta/MSF ( dpa )

Migranten mit legalem Aufenthaltsstatus in der EU sollten nach Ansicht der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) ein "Rückkehrrecht nach Europa" erhalten.

"Wenn sie hier zum Beispiel nach einigen Jahren legalen Aufenthalts ihren Job verlieren und in die Heimat zurückkehren, dürfen sie später wieder nach Europa einreisen", sagte der Generalsekretär der ökumenischen Organisation in Brüssel, Torsten Moritz, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das führt dazu, dass Leute sich sagen 'Da probiere ich Zuhause aus'."

Das Konzept solle mit Afrika versucht werden, wobei man mit bestimmten Berufsgruppen oder Herkunftsländern beginnen könne, warb Moritz, der seit 2003 für die CCME arbeitet und seit Mitte 2018 ihr Generalsekretär ist.

EU als Vorbild: Freizügigkeit führt zu Rückkehr in die Heimat

Die EU selbst habe bereits im Zuge der Erweiterungen um süd- und osteuropäische Länder damit Erfahrungen gesammelt, sagte der promovierte Politikwissenschaftler aus Deutschland: "Bis in die 1980er Jahre kamen viele Spanier und Portugiesen in den Norden, dann später viele Polen in den Westen. Aber als sich nach dem jeweiligen EU-Beitritt festgesetzt hatte, dass die Freizügigkeit für sie erhalten bleibt, sind viele zurückgegangen."

Insgesamt bemängelte Moritz, dass die EU zu wenig legale Zugangswege für arbeitssuchende Migranten anbiete. Außer der "Blue Card" für Hochqualifizierte und den Erlaubnissen für Saisonarbeiter gebe es kaum entsprechende europaweit gültige Regelungen, erklärte der Generalsekretär der 1964 gegründeten Organisation, der unter anderen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) angehört und die zu Migrantion und Asyl, Integration und Rassismus arbeitet.

Diese Situation sei ein Nachteil für Europa, wo nicht zuletzt in Branchen wie dem Gastgewerbe, dem Bau und dem Gesundheitswesen Migranten gebraucht würden, sagte Moritz. "Mit der 'Blue Card' können wir zwar den Computerexperten und die Ingenieurin nach Europa holen, aber nicht die dringend benötigte Krankenschwester."

Moritz: "Hochideologischer Diskurs"

Derzeit sähen zwar viele Politiker die Notwendigkeit von Migration. "Aber Maßnahmen werden durch den hochideologischen Diskurs rund um Flüchtlinge blockiert." Vor diesem Hintergrund forderte Moritz von der künftigen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), eine "mittel- und langfristige Perspektive" einzunehmen und zu fragen: "Was brauchen wir in zehn Jahren an Migration?"

Ein umfassendes EU-Gesetz zur legalen Arbeitsmigration habe derzeit zwar keine politische Chance. Die EU könne aber auch kurzfristig einen Mehrwert in der Migrationspolitik bieten, erklärte der CCME-Generalsekretär: "Ein einfaches Beispiel: Die EU könnte in Entwicklungsländern gemeinsame Anlaufstellen für Arbeitsmigranten anbieten, um sie nach Europa zu vermitteln."


Quelle:
epd