Geringerer Zulauf bei Bamf-Beratungsstelle "Radikalisierung"

Weniger, aber komplexere Fälle

120 Anrufer haben sich 2019 bisher bei der Beratungsstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gemeldet, weil Angehörige oder Freunde in die islamistische Szene abgerutscht sind. Die Komplexität der Fälle nimmt zu. 

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge / © Daniel Karmann (dpa)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge / © Daniel Karmann ( dpa )

Die Beratungsstelle "Radikalisierung" des Nürnberger Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) registriert eine abnehmende Zahl an Anfragen. Bislang seien rund 2.700 Fälle bearbeitet worden - mit zuletzt fallender Tendenz. Das teilte eine Sprecherin des Amtes dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag) mit.

Seit Beginn der Tätigkeit der Beratungsstelle im Jahr 2012 seien bei der Hotline knapp 4.400 Anrufe eingegangen, sagte sie. Von 2012 bis 2015 hätten sich die Zahlen vervierfacht und seien 2016 und 2017 auf einem vergleichbar hohen Niveau konstant geblieben.

In der ersten Hälfte des Jahres 2019 habe die Beratungsstelle "Radikalisierung" dann knapp 120 Anrufe entgegengenommen. Damit habe sich ihre Zahl "annähernd auf einem Niveau wie vor den Terroranschlägen in Ansbach und Würzburg eingependelt"; sie fanden im Sommer 2016 statt.

Fälle werden komplexer

Unter der Nummer der Beratungsstelle können sich Menschen melden, deren Familienangehörige oder Freunde in die islamistische Szene abgerutscht sind und die Sorge vor einer weiteren Radikalisierung haben. Gleiches gilt für Menschen, deren Familienangehörige oder Freunde etwa nach Syrien oder in den Irak ausgereist sind.

Die Fälle werden von Nürnberg dann an ein bundesweites Netz von neun zivilgesellschaftlichen Beratungsstellen überwiesen, die die eigentliche Arbeit übernehmen und da, wo möglich, auch Kontakt zu den Betroffenen herzustellen versuchen.

Die Bamf-Sprecherin sagte, der Trend zeige, dass die Fälle teilweise komplexer geworden seien, zum Beispiel aufgrund psychischer Schwierigkeiten. Dies gehe einher mit einer gesteigerten Betreuungsintensität auf Seiten der Beratungsstellen.


Quelle:
KNA