Bedford-Strohm für Koalition der Willigen

"Retten und gleichzeitig nach Lösungen suchen"

Der EKD-Ratsvorsitzende fordert von den Ländern einen entschiedeneren Einsatz. Es dürfe nicht sein, "dass die Unfähigkeit der europäischen Staaten, sich zu einigen, den Tod vieler Menschen zur Folge hat".

Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo (dpa)
Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo ( dpa )

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, fordert bei der Seenotrettung im Mittelmeer eine "Koalition der Willigen", die Menschen rettet und aufnimmt. "Europa hat lange um eine einvernehmliche Lösung gerungen. Das ist bisher nicht gelungen", sagte er der "Rhein-Neckar-Zeitung" am Freitag: "Es kann nicht sein, dass man die Rettung von Menschenleben davon abhängig macht, dass alle zustimmen." Man müsse Menschen aus dem Mittelmeer retten und gleichzeitig weiter nach Lösungen suchen.

Deshalb brauche es gemeinsame Aktionen derjenigen EU-Staaten, die zur Seenotrettung bereit seien, so Bedford-Strohm: "Es muss einen Mechanismus geben, der dieses unwürdige Drama verhindert, dass gerettete Menschen wochenlang auf Rettungsschiffen auf dem Meer ausharren müssen". Es dürfe nicht sein, "dass die Unfähigkeit der europäischen Staaten, sich zu einigen, den Tod vieler Menschen zur Folge hat".

"Unfähigkeit der EU-Partner"

Viele Städte in Europa hätten ausdrücklich erklärt, dass sie zur Aufnahme von geretteten Flüchtlingen bereit seien, ergänzte der Landesbischof: "Allein in Deutschland sind dies bereits 70 Kommunen. Es kann nicht sein, dass dies durch die Unfähigkeit der EU-Partner, sich zu einigen, blockiert wird." Die Bundesregierung und andere aufnahmebereite Länder müssten feste Zusagen an Länder wie Italien und Malta geben, in denen die geretteten Flüchtlinge anlanden.

Die EU müsse außerdem die Frage, wie mit den Menschen in den Flüchtlingslagern in Libyen umzugehen sei, ganz weit oben auf die Tagesordnung setzen, forderte der Theologe: "Die katastrophalen Zustände in den Lagern dort, mit Folter und Vergewaltigung, dürfen so nicht bleiben. Dass die libysche Küstenwache gerettete Flüchtlinge übernehmen und in diese Lager zurückzubringen, ist mit unseren humanitären Standards nicht vereinbar."

 

Heinrich Bedford-Strohm fährt mit einem Boot zum Schiff "Sea-Watch" / © Annette Reuther/EKD (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm fährt mit einem Boot zum Schiff "Sea-Watch" / © Annette Reuther/EKD ( dpa )
Quelle:
KNA