Helfer beklagen Mängel bei Seenotrettung

Ruf nach "würdiger Aufnahme"

Ein im Mittelmeer gekentertes Schlauchboot mit Flüchtlingen hat am Wochenende in Italien zu einer neuen Debatte über die Rettung von Migranten geführt. Die Geretten beklagen, dass es mehrere Stunden keine Hilfe gegeben habe.

Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo (dpa)
Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo ( dpa )

Angesichts der im Mittelmeer Ertrunkenen müsse sich die Frage stellen, "ob nicht auch politische Maßnahmen solche Tragödien verursachen", sagte der Leiter des von Jesuiten betriebenen Centro Astalli in Rom, Camillo Ripamonti dem katholischen Pressedienst SIR. Oberstes Ziel müsse sein, eine "würdige Aufnahme" zu garantieren, so der Jesuit.

Ärzte ohne Grenzen forderte erneut sichere Einreismöglichkeiten für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Es sei zudem ein Such- und Rettungssystem auf See nötig. Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio mahnte, Europa müsse den Streit um Migranten beenden, und den Mut haben, langfristige Antworten zur Bekämpfung von Menschenhandel zu finden.

Schlauchboot vor Libyen in Seenot geraten

UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi betonte, es gelte, jede Anstrengung zu unternehmen, "um die Leben derer zu retten, die im Meer in Gefahr sind". Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilte zugleich mit, bisher keine Möglichkeit zu einer unabhängigen Überprüfung der Todeszahlen des jüngsten Vorfalls zu haben.

Am Freitagnachmittag kenterte rund 45 Meilen vor der libyschen Küste in Seenot geratenes Flüchtlingsboot. Laut Angaben der italienischen und der libyschen Küstenwache befanden sich zwischen 25 und 50 Menschen an Bord. Italienische Medien berichteten unter Berufung auf die Internationale Organisation für Migration (IOM), vermutlich seien weitaus mehr Flüchtlinge auf dem Boot Richtung Europa unterwegs gewesen. Die drei einzigen Überlebenden des Unglücks sprachen demnach von rund 120 Menschen. Darunter hätten sich zehn Frauen, davon eine Schwangere, sowie zwei Kleinkinder befunden.

Gerettete: Lange keine Hilfe

Die drei durch einen Helikoptereinsatz der italienischen Küstenwache Geretteten erhoben zugleich schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen. Mehrere Stunden lang habe es keine Hilfe gegeben. Die italienische Küstenwache teilte dagegen mit, sie habe den internationalen Regeln entsprechend gehandelt, die zuständigen Kollegen in Libyen informiert und dabei ihre Unterstützung angeboten. Auch das Hilfsangebot der deutschen Seenotrettungsorganisation Sea-Watch sei weitergeleitet worden.


Quelle:
KNA