Vorwürfe nach Tod von 15 Menschen vor Libyen

Regierungen am Pranger

Nach dem Tod von 15 Menschen vor Libyens Küste erhebt der Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Italien harte Vorwürfe gegen die Regierungen. Die Flüchtlinge seien nicht ertrunken, sondern nach tagelanger Irrfahrt an Erschöpfung, Hunger und Kälte gestorben.

Blumen zum Gedenken an im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge  / © Axel Heimken (dpa)
Blumen zum Gedenken an im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge / © Axel Heimken ( dpa )

Der Leiter der Fachstelle Centro Astalli, Camillo Ripamonti, sagte am Mittwoch in Rom,  schuld seien die Institutionen, die hartnäckig eine "Politik der Gleichgültigkeit und der blinden Abwehr von Migration" verteidigten. "Die einzelnen EU-Staaten wollen nicht retten, wollen nicht aufnehmen, wollen einfach keine Migranten", sagte der Jesuit Ripamonti. Am ehesten gehe es um eine Instrumentalisierung für Wählerstimmen ohne Rücksicht auf Menschenleben. "Man will nur, dass Verzweifelte auf der Suche nach Rettung aus den Augen verschwinden - tot im Meer oder in einem Konzentrationslager, das macht keinen Unterschied", so der Jesuit.

Abkommen mit Libyen aussetzen

Der Leiter des Flüchtlingszentrums verlangte, die Abkommen zwischen Italien und Libyen zum Umgang mit Migranten sofort auszusetzen. Libyen sei kein sicheres Land. Verletzungen der Menschenrechte, willkürliche Inhaftierungen und Folter seien an der Tagesordnung und von den Vereinten Nationen dokumentiert. Es brauche eine radikale Wende der EU-Flüchtlingspolitik. Humanitäre Korridore, Neuansiedlung und Verteilung spielten darin eine Schlüsselrolle.

Anlass der Äußerung Ripamontis war ein jüngstes Unglück vor Libyen. Ein Boot mit 25 Passagieren kenterte laut Medienberichten vor der Küste, nachdem ihr Boot elf Tage auf dem Meer getrieben war. Nur zehn Flüchtlinge überlebten. Flüchtlingsorganisationen erhoben Vorwürfe gegen die EU-Missionen im Mittelmeer, weil sie den Menschen nicht zu Hilfe gekommen seien.


Quelle:
KNA