Laut Medienbericht staatsanwaltschaftliche Ermittlung gegen einen Pfarrer

Vor Abschiebung gewarnt

​Gegen einen in der Flüchtlingshilfe engagierten evangelischen Pfarrer aus Mainz wird einem Medienbericht zufolge staatsanwaltschaftlich ermittelt. Er habe eine Flüchtlingsfamilie im Westerwald vor der Abschiebung gewarnt. Selber wies er die Vorwürfe zurück.

Ermittlungen gegen Pfarrer wegen Warnung vor Abschiebung / © Bernd Thissen (dpa)
Ermittlungen gegen Pfarrer wegen Warnung vor Abschiebung / © Bernd Thissen ( dpa )

Gegen einen in der Flüchtlingshilfe engagierten evangelischen Pfarrer aus Mainz wird einem Medienbericht zufolge staatsanwaltschaftlich ermittelt. Ihm wird laut Recherchen des Südwestrundfunks vorgeworfen, er habe dazu beigetragen, eine fünfköpfige Flüchtlingsfamilie aus dem Westerwald vor einer im November geplanten Abschiebung zu warnen. Es handelt sich demnach um den Mainzer Flüchtlingspfarrer im Ruhestand, Friedrich Vetter. Er ist als Vertreter der Evangelischen Kirchen und Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz auch Mitglied der Härtefallkommission des Landes.

"Verdachts der Beihilfe zu einem unerlaubten Aufenthalt"

Die Staatsanwaltschaft Koblenz habe dem SWR schriftlich entsprechende Ermittlungen wegen des "Verdachts der Beihilfe zu einem unerlaubten Aufenthalt im Bundesgebiet" bestätigt, hieß es weiter. Auf Beschluss der zuständigen Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Koblenz sei die Wohnung des Pfarrers in Mainz am 23. November durchsucht und Beweismaterial sichergestellt worden.

Laut der Behörde sollte die Flüchtlingsfamilie - ein Ehepaar mit drei Kindern - am 19. November in die Russische Föderation abgeschoben werden. Am Tag der geplanten Abschiebung hätten die Behörden deren Wohnung geräumt vorgefunden. Vor Ort hätten Beamte ein Schriftstück entdeckt, in dem "der Mann aus Mainz" einem 68 Jahre alten Flüchtlingshelfer mitgeteilt habe, der Abschiebeflug für die Familie sei "für November 2018" angesetzt.

Auch gegen einen Flüchtlingshelfer wird ermittelt

Weiter zitiert der SWR aus der Stellungnahme der Staatsanwaltschaft: "Dieser Umstand begründet den Anfangsverdacht, dass der Beschuldigte aus Mainz die Information über die bevorstehende Abschiebung der Familie an den 68 Jahre alten Beschuldigten weitergeleitet hat, um der Familie ein rechtzeitiges Untertauchen zu ermöglichen." Auch gegen besagten Flüchtlingshelfer aus dem Westerwald werde ermittelt.

Vetter wies im SWR den Vorwurf zurück, er habe die Familie vor einer Abschiebung gewarnt. Er habe lediglich dem Flüchtlingshelfer vor Ort mitgeteilt, der Asylantrag sei abgelehnt worden, und die Abschiebung werde in die Wege geleitet. Er bestätigte dem SWR, dass die Polizei eine Hausdurchsuchung bei ihm durchgeführt und Unterlagen sichergestellt habe. Vetter nannte dies "völlig unverhältnismäßig". Offensichtlich wolle man "in der Flüchtlingshilfe engagierte Personen einschüchtern". Er wolle jedoch sein Engagement "unvermindert weiterführen".


Quelle:
KNA