Seelsorge für Christen in Ankerzentren geplant

Zuspruch hinterm Stacheldraht?

"Da, wo es schwierig ist, seelsorglich präsent sein": Bayerns Bischöfe wollen christlichen Flüchtlingen in Ankerzentren Seelsorge ermöglichen. Zudem sprechen sie sich für mehr Laienbeteiligung und schärfere Richtlinien bei Missbrauch aus. 

 (DR)

Das Katholische Büro Bayern sei beauftragt worden, gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Gespräche mit dem bayerischen Innenministerium zu führen. Das teilte der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, am Donnerstag in München zum Abschluss der Herbstvollversammlung mit.

Das seelsorgliche Angebot soll bewusst ökumenisch gemacht werden, betonte Marx. "Wir wollen da, wo es schwierig ist, seelsorglich präsent sein." Von der neuen Staatsregierung wünscht sich Marx, dass Integration gestaltet werde, und dass, wer sich gut integriere, auch bleiben könne. 

Die Position der Kirche zur Flüchtlingspolitik habe sich nach der Wahl nicht verändert. Im Übrigen werde jede Regierung, die sich auf den Weg mache, "von uns im Gebet begleitet", so der Kardinal.

Bei Missbrauch mit Staatsanwaltschaften kooperieren

Weiterhin wollen die katholischen Diözesen in Sachen Missbrauch selbstverständlich mit den Staatsanwaltschaften kooperieren. Darin seien sich alle Bischöfe einig, sagte Reinhard Kardinal Marx am Donnerstag in München zum Abschluss der Herbstvollversammlung  der Freisinger Bischofskonferenz.

Hintergrund ist eine Anzeige von Professoren bei mehreren Staatsanwaltschaften in Deutschland gegen unbekannt in Folge der im September veröffentlichten "Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz".

In Bezug auf das Thema Missbrauch liege über die Jahre eine "wachsende Entwicklung der Erkenntnis in Kirche und Gesellschaft" vor. So seien etwa die 2002 von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedeten Richtlinien 2010 noch einmal verschärft worden und orientierten sich mehr an den Opfern.

Für die Deutsche Bischofskonferenz, deren Vorsitzender der Münchner Kardinal ebenfalls ist, stellten sich in nächster Zeit weitere Fragen. So müsse geklärt werden, was "Aufarbeitung" auch mit Blick auf die Opfer bedeute, ob es ausreiche, die Akten anzuschauen oder ob mehr gemacht werden müsse.

Ein weiterer Punkt sei die Unabhängigkeit, erläuterte Marx. Denn Beobachter wollten von der Kirche wissen: "Kann man euch noch glauben?" Welche Maßnahmen in dieser Hinsicht zu treffen seien, darauf wisse auch er noch keine Antworten, räumte der Kardinal ein.

Austausch mit Laien intensivieren

Weiter wollen die bayerischen katholischen Bischöfe den Austausch mit den Laien intensivieren. "Wir wünschen uns eine kritische Begleitung der Laien", erklärte Marx. Ohne eine starke und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesen seien die derzeitige Krise der Kirche und die anstehenden Herausforderungen nicht zu bewältigen.

In Sachen Kirchenfinanzen etwa zeigten sich die Bischöfe offen dafür, Laien daran mitwirken zu lassen, wie das Geld aus dem gemeinsamen Topf der sieben bayerischen Diözesen, dem sogenannten überdiözesanen Fonds (ÜDF), verteilt wird. Dieser umfasst derzeit 42 Millionen Euro, wobei das Geld vor allem an die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Katholische Akademie in Bayern sowie an die Katholische Stiftungsfachhochschule geht.


Kardinal Marx / © Dedert (dpa)
Kardinal Marx / © Dedert ( dpa )
Quelle:
KNA