Italiens Polizei sucht Migranten der "Diciotti"

Die Nadel im Heuhaufen?

Es ist ein Rätselraten: In Rom hat die Polizei 16 Migranten festgenommen, die zu jenen Eritreern gehören sollen, die ein kirchliches Aufnahmezentrum auf eigene Faust verlassen haben. Doch sind es überhaupt die gesuchten Personen?

Italienische Carabinieri vor einer Kirche / © Annamaria Loconsole (dpa)
Italienische Carabinieri vor einer Kirche / © Annamaria Loconsole ( dpa )

Wie eine von Freiwilligen betriebene Flüchtlingseinrichtung in Rom mitteilte, nahm ein Aufgebot von Beamten die jungen Männer am Freitag in Gewahrsam, während sie auf eine medizinische Untersuchung warteten.

Verletzung des Rechts auf medizinische Versorgung

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen", die in der Einrichtung "Baobab Experience" in Rom medizinische Hilfe leistet, sprach in einer Reaktion auf Twitter von einer "nicht hinnehmbaren Verletzung des Rechts auf medizinische Versorgung". Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR Italien mahnte ebenfalls per Twitter, die Schutzrechte der betreffenden Migranten zu respektieren.

Eine Aktivistin von "Baobab" sagte laut italienischen Medien, die Polizei habe zugesichert, die Migranten würden nach einer Identitätsüberprüfung wieder freigelassen. Zunächst hatte es geheißen, sie sollten in das katholische Aufnahmezentrum in Rocca di Papa zurückgebracht werden. Nach Auskunft eines Sprechers der Staatspolizei in Rom befanden sich die 16 Männer am Freitagnachmittag, etwa sechs Stunden nach der Festnahme, noch in Behördengewahrsam.

Ob gegen die Männer der Verdacht einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit vorliegt, ging aus den Berichten nicht hervor.

Bischofskonferenz bedauert Verschwinden

Hintergrund ist das Verschwinden von 40 bis 50 Migranten aus dem Zentrum "Mondo Migliore" in Rocca di Papa südöstlich von Rom. Dorthin waren vergangene Woche etwa 100 Flüchtlinge gebracht worden, die zuvor tagelang auf dem Küstenwache-Schiff "Diciotti" im Hafen von Catania festsaßen.

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, bedauerte am Donnerstag den unangekündigten Weggang der Migranten, betonte aber, die Menschen dürften sich frei bewegen. (KNA)


Quelle:
KNA