Erzbistum Catania: Alle Migranten sollen von Bord gehen können

Gerechte Lösung

Die einen dürfen europäischen Boden betreten. Mehrere jugendliche Migranten können das Schiff der italienischen Küstenwache verlassen. Für die anderen schaut es bisher schlecht aus. Der Blick richtet sich auch nach Berlin.

Migranten beten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes "Diciotti" im Hafen von Catania / © Orietta Scardino (dpa)
Migranten beten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes "Diciotti" im Hafen von Catania / © Orietta Scardino ( dpa )

Auch die verbliebenen 150 Migranten auf dem Schiff "Diciotti" der italienischen Küstenwache sollen nach einer Forderung des Erzbistums Catania an Land dürfen. Die Männer und Frauen sollten "nach so vielen Schicksalsschlägen und Leiden von Bord gehen und eine gerechte Lösung ihrer schwierigen Lage finden können". Dabei müsse die Menschlichkeit an erster Stelle stehen, erklärte das Erzbistum am Donnerstag auf seiner Internetseite.

Sant'Egidio: Alle sollen Asylantrag stellen dürfen

Ähnlich verlangte die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio, unverzüglich mit der Feststellung der Identität und der persönlichen Umstände der Flüchtlinge auf der "Diciotti" zu beginnen.

Dies stehe nicht in Widerspruch zu Verhandlungen über den Verbleib der Migranten und erleichtere im Gegenteil eine Weiterverteilung in andere europäische Staaten, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag in Rom. Die Menschen müssten die Möglichkeit erhalten, Asylanträge zu stellen. Auch sollten Geistliche der betreffenden Glaubensgemeinschaften an Bord gelassen werden.

Am späten Mittwochabend hatten 27 unbegleitete Minderjährige das seit drei Tagen im Hafen liegende Schiff verlassen können. Italiens Innenminister Matteo Salvini verlangte für eine Erlaubnis für die Erwachsenen, von Bord zu gehen, eine vorherige Zusicherung anderer EU-Länder, die Menschen aufzunehmen. Es handle sich ausnahmslos um "illegale Einwanderer", sagte Salvini dem Sender RTL.

Drei Tage über Erlaubnis gestritten

Die unbegleiteten Minderjährigen gingen in Catania an Land, nachdem die italienische Regierung drei Tage über eine Erlaubnis gestritten hatte, wie der italienische Rundfunk am Donnerstag berichtete.

Innenminister Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega erlaubte die Anlandung, nachdem die Staatsanwaltschaft Agrigent Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung und unrechtmäßiger Inhaftierung gegen unbekannt eingeleitet hatte.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, nun endlich die 27 Jugendlichen treffen zu können. Laut Innenministerium in Rom sind sie alle zwischen 14 und 16 Jahre alt.

Salvini will EU in die Pflicht nehmen

Die übrigen der ursprünglich 177 Menschen, die das Schiff "Diciotti" vor einer Woche auf See aufgenommen hatte, durften allerdings weiterhin nicht aussteigen. Italiens Innenminister Matteo Salvini verlangt, dass auch andere EU-Länder Migranten von dem Schiff übernehmen.

Auch an Deutschland gab es eine Anfrage, jedoch zögert die Bundesregierung bisher mit einer Entscheidung. Aus dem römischen Innenministerium heißt es, dass die EU-Kommission für diesen Freitag eine Sitzung auf Arbeitsebene einberufen habe. 

Migranten leiden an Krätze

Der zuständige Staatsanwalt Luigi Patronaggio betonte unterdessen nach einer Inspektion auf der "Diciotti", die Lage auf dem Schiff sei kritisch.

Ein Großteil der Migranten leidet demnach an Krätze. Viele von ihnen hätten die vergangenen Nächte bei starken Regenfällen unter einer Plastikplane an Deck verbracht.


Das Archivfoto zeigt das Schiff "Diciotti" der italienischen Küstenwache  / © Igor Petyx (dpa)
Das Archivfoto zeigt das Schiff "Diciotti" der italienischen Küstenwache / © Igor Petyx ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa