Kardinal Schönborn wünscht sich rücksichtsvollere Wortwahl beim Thema Asylpolitik

"Das Wort darf nicht zum Schimpfwort werden"

Google listet derzeit bei "Asyl" zehn Millionen Einträge. Das Wort ist viel verwendet. Auch in der Politik. Der Wiener Kardinal Schönborn fordert einen behutsamen Umgang mit dem Wort. Es dürfe nicht als Schimpfwort missbraucht werden.

Schild mit der Aufschrift "Asyl" / © Uli Deck (dpa)
Schild mit der Aufschrift "Asyl" / © Uli Deck ( dpa )

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat eine rücksichtsvollere Wortwahl beim Thema Asylpolitik gefordert. "Ich verlange hier von der Regierung Behutsamkeit. Wenn Worte gewalttätig werden, ist das der erste Schritt zur Gewalttätigkeit im Tun. Da müssen wir wachsam sein", sagte der Geistliche im Interview der Zeitung "Österreich" am Sonntag. Der Erzbischof von Wien bezeichnete eine Korrektur der Flüchtlingspolitik von 2015 als notwendig. Asyl sei jedoch "heiliges Recht", das Wort Asyl dürfe nicht zum Schimpfwort werden.

Zur Situation der Muslime in Österreich und den jüngsten von der Regierung angeordneten Schließungen islamistischer Moscheen sagte der Kardinal, aus vielfältigen Gründen sei der Islam heute "in einer der tiefsten Krisen seiner Geschichte". Er sage das "nicht mit Häme oder von oben herab", sondern er sehe eher gewisse Ähnlichkeiten mit der christlichen Geschichte.

"Es findet eine Radikalisierung statt, und die ist sicher ein Symptom für die Spannungen innerhalb des Islam", so Schönborn. Es sei wichtig, dass in Österreich Religionsfreiheit herrsche. Aber das bedeute auch, dass der Staat eine Überwachungspflicht habe. Die Religionsgemeinschaften dürften ihre Religionsfreiheit nicht missbrauchen, betonte der 73-Jährige. "Sie müssen sich an die Gesetze halten. Und wenn sie nicht eingehalten werden, kann die Regierung auch einschreiten."


Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari (KNA)
Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA
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