Caritas: Pauschale Urteile helfen nicht weiter

"Einseitige Schlussfolgerung"

2017 gab es mehr Gewalttaten durch junge Zuwanderer. Das belegt eine Studie des Bundesfamilienministeriums. Doch nur auf die Zahlen zu schauen, ist viel zu kurz gedacht, findet Caritas-Präsident Neher.

Familiennachzug würde helfen, Halt und Stabilität zu geben / © Ina Fassbender (dpa)
Familiennachzug würde helfen, Halt und Stabilität zu geben / © Ina Fassbender ( dpa )

Caritas-Präsident Peter Neher hat mit Blick auf die Studie zu Kriminalität bei jungen Flüchtlingen vor pauschalen Urteilen gewarnt. "Mir scheint, dass in der öffentlichen Diskussion häufig einseitige Schlussfolgerungen gezogen werden, entweder Verharmlosung und Realitätsverweigerung oder Fremdenhass und maßlose Übertreibung", sagte Neher am Donnerstag auf Anfrage in Berlin. "Damit kommen wir nicht weiter."

Studie wertet Daten aus Niedersachsen aus

Die Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hatte ergeben, dass es vor allem durch junge und männliche Flüchtlinge zwischen 2014 und 2016 zu einem spürbaren Anstieg von Gewalttaten gekommen ist. Analysiert wurde die Lage in Niedersachsen. Neher plädierte in diesem Zusammenhang dafür, den Familiennachzug bei Flüchtlingen mit nur vorübergehendem Schutzstatus wieder zuzulassen.

Die Sorge um Angehörige führe bei Flüchtlingen mit Bleibeperspektive zu erheblichem Leid und enormen psychischen Belastungen. Auf der anderen Seite könnten ihnen ihre Familie Halt und Stabilität geben. Wie die Autoren der Studie sprach er sich ebenfalls dafür aus, auch Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive Sprach- und Ausbildungskurse zu ermöglichen, falls die Asylverfahren länger dauerten. Damit hätten sie auch bessere Startmöglichkeiten in ihren Herkunftsländern.

Kritik an EU-Politik

Zugleich sollten Fluchtursachen bekämpft und diesen Ländern dafür mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Neher sagte, er lehne es jedoch ab, Entwicklungsmittel als Gegenleistung für Rücknahmeabkommen oder bessere Grenzkontrollen anzubieten. Solche Abkommen beförderten Menschenrechtsverletzungen.

Es sei "bedrückend", so der Caritas-Präsident, dass die EU mit der Afrikanischen Union die Bereitschaft, Menschen zurückzunehmen, und die Grenzschutzverstärkung afrikanischer Partnerstaaten mit den Mitteln eines Treuhandfonds erkaufen wolle.


Quelle:
KNA