Geflüchtete Journalistin aus dem Kongo über ihre neue Heimat Köln

"Unter Christen bist du nie fremd"

Ngano Makayabu ist Journalistin. Sie musste aus dem Kongo fliehen, weil sie beschuldigt wurde bei der nationalen Radio- und Fernsehstation in Kinshaha als Spionin für die Opposition zu arbeiten. Nun hat sie in Köln eine neue Heimat gefunden.

Autor/in:
Verena Tröster
Ngano Makayabu / © Verena Tröster (DR)
Ngano Makayabu / © Verena Tröster ( DR )

Ngano Makayabu lebt nun seit fast zwei Jahren in der Domstadt, weil sie in ihrem Heimatland als verfolgt gilt und ihr in Deutschland Asyl bewilligt wurde.

Dass Köln eine besondere Stadt sei, hörte Ngano Makayabu schon bei ihrer Ankunft in Europa: "Während eines Transfers von einem Flüchtlingscamp in Duisburg erklärten mir andere Flüchtlinge, dass Köln eine sehr internationale und weltoffene Stadt sei. Man hat mir erzählt: In Köln kann man gut leben". Heute bestätigt die 49-jährige diese Einschätzung freudestrahlend: "Ich liebe diese Stadt sehr und bin unheimlich froh, hier gelandet zu sein. Vor allem, weil ich gemerkt habe, dass hier viele Christen leben."

Du bist nicht fremd, sondern einfach ein Kind Gottes

Besonders hilfreich, so erzählt die sechsfache Mutter, sei bei all dem, was sie durchgemacht und erlebt habe, nämlich immer ihr Glaube gewesen. Vor allem in Gottesdiensten in verschiedenen Kölner Gemeinden habe sie neuen Mut gefunden: "Ich bin so glücklich, weil die Bibel uns doch sagt: Du bist kein Fremder unter Christen, du bist einfach ein Kind Gottes." 

An die deutschen Gottesdienste allerdings musste sie sich erst gewöhnen. Ein riesiger Unterschied zwischen afrikanischen und deutschen Gottesdiensten sei für sie die Art der Anbetung gewesen: In Afrika werde der Glaube viel emotionaler gelebt.
"Wenn der Pastor predigt zum Beispiel, dann sind wir da, man hört uns richtig, man hört AMEN, wir sagen es laut! HALLELUJA!" In einer deutschen Kirche hingegen müsse sie sich sehr zurückhalten und könne nicht laut sein: "Die Menschen denken ja sonst, dass man verrückt ist." Noch immer komme es ihr komisch vor, dass die Gläubigen so still und ruhig in ihren Bänken sitzen, erzählt sie.

An deutsche Gottesdienste erst gewöhnen

Auch der Kleidungsstil der Gläubigen in der Kirche war für Ngano Makayabu ungewöhnlich. In ihrer Heimatgemeinde in Kinshaha sei es normal, am Sonntag Schmuck anzulegen und die besten Kleider zu tragen: "Ich habe gelernt, du kommst zum Haus Gottes und dann musst du hübsch aussehen. Und du musst dich wohl fühlen."

In Köln hingegen sei das ganz anders. "Ich sehe die Menschen mit kurzen Hosen, T-Shirts. Ich frage mich manchmal: Kommen die Menschen in die Kirche oder wollen sie zum Sport?"

Gleichzeitig aber seien ihr unheimlich viele positive Dinge aufgefallen: In der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Köln-West zum Beispiel wird eine Direktübersetzung der Messe über Kopfhörer angeboten, erzählt sie. Eine große Hilfe im Großstadtdschungel Köln, in dem Ngano Makayabu normalerweise noch viele Verständigungsprobleme hat. In der Gemeinde sei das ganz anders: "Wenn ich dort hingehe, dann fühle ich mich wirklich Zuhause. Ich treffe meine Leute, ich verstehe worüber sie sprechen, ich verstehe die Nachricht."


Quelle:
DR