Hilfsorganisationen für Regelwerk zur Migration

Weg von der Nussschale im Mittelmeer

Wenn sich Flüchtlinge auf den Weg Richtung Europa machen, setzen sie oft ihr Leben aufs Spiel: Das katholische Hilfswerk Misereor fordert deshalb legale und sichere Wege für Migranten. Gleichzeitig sollen die Herkunftsländer gestärkt werden.

Flüchtlingslager an der türkisch-griechischen Grenze / © Tolga Bozoglu (dpa)
Flüchtlingslager an der türkisch-griechischen Grenze / © Tolga Bozoglu ( dpa )

Die Bundesregierung sollte sich nach Auffassung kirchlicher Hilfswerke für ein globales und verbindliches Regelwerk zur Migration stark machen. Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, forderte am Montag in Berlin, legale und sichere Wege Migranten. Ferner seien internationale Standards nötig, die den Schutzbedürfnissen der Migranten Rechnung trügen.

Spiegel äußerte sich zu dem am Mittwoch in Berlin beginnenden zweitägigen Globalen Forum für Migration und Entwicklung (GFMD) an dem mehr als 130 Staatenvertretern über die Global Vereinbarung für sichere, geordnete und reguläre Migration beraten. Der "Compact" wurde von den Vereinten Nationen erarbeiten und vom GFMD unter dem Vorsitz Deutschlands und Marokkos inhaltlich ausgestaltet. Er soll nach dem Willen der Vereinten Nationen bis Ende 2018 verabschiedet werden.

Faire Handels- und Wirtschaftsbeziehungen nötig

Die Bundesregierung sollte aufgrund ihrer Möglichkeiten Vorleistungen erbringen, forderte Spiegel. Notwendig seien mehr Möglichkeiten, auf legalem Wege zu migrieren, gute Regierungsführung vor Ort und gleichzeitig strukturelle Entwicklungsansätze in den Herkunftsländern - zum Beispiel durch faire Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagte: "Wenn Migration legal, sicher und informiert stattfindet, profitieren Migranten, Herkunfts- und Zielländer, und Migration wird zum Entwicklungsmotor." Globale Migrationspolitik solle auf den bereits bestehenden Konventionen zu Menschenrechten und Arbeitsmigration aufbauen und den nachhaltigen Entwicklungszielen dienen, die in der UN-Agenda 2030 festgeschrieben seien.

Brot für die Welt: Deutschland profitiert von Einwanderung

Die Rücküberweisungen von Migranten in Entwicklungsländer machten ein Vielfaches der staatlichen Entwicklungsgelder aus, betonte Füllkrug-Weitzel. Der deutsche Arbeitsmarkt und das Rentensystem seien zudem auf Einwanderung angewiesen und hätten in den vergangenen fünfzig Jahren davon massiv profitiert. Die Bundesregierung solle das GFMD auch nutzen, um eine Neuausrichtung der eigenen Einwanderungspolitik voranzubringen. Im Interesse von Entwicklungsförderung müsse es darin auch Chancen für Menschen mit geringeren Qualifikationen auf legale Wege nach Deutschland geben.


Gottesdienst anlässlich der bundesweiten Eröffnung der Misereor-Fastenaktion am 14. Februar 2016 im Würzburger Kiliansdom. Bild: Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. (KNA)
Gottesdienst anlässlich der bundesweiten Eröffnung der Misereor-Fastenaktion am 14. Februar 2016 im Würzburger Kiliansdom. Bild: Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. / ( KNA )
Quelle:
KNA