Weihbischof Ansgar zum zweiten Katholischen Flüchtlingsgipfel

"Eine Veränderung im Kopf"

Rund 120 Praktiker, Experten und Ehrenamtliche trafen sich am Donnerstag in Frankfurt am Main zum zweiten Katholischen Flüchtlingsgipfel. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff sprach zuvor im domradio.de-Interview über seine Erwartungen.

 Flüchtlingsunterkunft in einem früheren katholischen Krankenhaus / © NN (KNA)
Flüchtlingsunterkunft in einem früheren katholischen Krankenhaus / © NN ( KNA )

domradio.de: Eingeladen zu diesem zweiten Katholischen Flüchtlingsgipfel hat der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Erzbischof von Hamburg, Dr. Stefan Heße. Sie sind - gemeinsam mit anderen - für das Erzbistum Köln in Frankfurt. Was genau wird auf dem Gipfel besprochen?

Weihbischof Ansgar Puff: Es geht um das Thema der Integration. Der erste Flüchtlingsgipfel hatte als Ergebnis, dass Grundsätze für katholische, für christliche Flüchtlingsarbeit erarbeitet wurden. Jetzt geht es in verschiedenen Untergruppen um das Thema Integration. Zum Beispiel gibt es eine Arbeitsgemeinschaft zur Frage der Hilfe zur Selbsthilfe, eine andere zur Frage des Wohnraum für Flüchtlinge. Wieder eine andere Gruppe beschäftigt sich mit den Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Flüchtlinge, eine weitere mit dem Thema Seelsorge.

domradio.de: Was zeichnet denn eigentich katholische Flüchtlingshilfe aus?

Weihbischof Ansgar: Katholische Flüchtlingshilfe bedeutet, dass von Gemeinden und katholischen Verbänden in Zusammenarbeit mit vielen anderen Partnern Prozesse initiiert werden, Möglichkeiten geschaffen werden, eingeladen wird; dass also zum Thema Flüchtlinge eine vielfältige Arbeit geschieht, wie das bei uns im Bistum durch die "Aktion Neue Nachbarn" passiert.

domradio.de: Sie sind ja hier bei uns im Erzbistum Köln der Beauftragte für Flüchtlingsarbeit. Was genau bringen Sie aus Köln mit nach Frankfurt?

Weihbischof Ansgar: Aus dem Erzbistum Köln sind mehrere am Flüchtlingsgipfel beteiligt. Diözesncaritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel wird da sein, der ja auch die "Aktion Neue Nachbarn" leitet, genauso wie unsere Koordinatoren, Heinz Müller und Klaus Hagedorn. Wir bringen unsere Erfahrungen mit, die wir hier im Bistum Köln machen.

Wir haben hier mit der "Aktion Neue Nachbarn" herausragend gute Arbeit geleistet und leisten die immer noch - mit 20.000 Ehrenamtlichen in der Diözese, die sich in katholischen Gemeinden um Flüchtlinge kümmern. Unsere Erfahrungen, aber auch unsere Fragen bringen wir mit. Denn der Flüchtlingsgipfel soll auch nochmal zurückgespielt werden an die Politik. Das, was aus unserer Sicht in der Politik veränderungswürdig ist, soll dann nochmal benannt werden. 

domradio.de: Wer Sie etwas genauer kennt, weiß, Sie sind normalerweise nicht der Mann von Sitzungen und Arbeitskreisen sondern durchaus eher ein Mann der Tat. Was genau erhoffen Sie sich letztendlich als Konsequenz aus diesem zweiten Flüchtlingsgipfel. Was nehmen Sie wieder mit nach Köln und was passiert dann genau damit?

Weihbischof Ansgar: Ich habe mich angemeldet für die Arbeitsgruppe Wohnraum. Was ich mir erhoffe, ist, dass dadurch ein starker Impuls an die katholischen Wohnungsbaugesellschaften geht, dass man neu investiert, dass man neuen Wohnraum schafft - nicht nur für Flüchtlinge sondern auch für Deutsche, die Wohnungen suchen. Voraussetzung dafür wäre, dass die entsprechenden Verantwortlichen bereit sind, auch da Wohnraum zu schaffen, wo man nicht optimale Erträge erzielen kann. Das ist eine Veränderung im Kopf. Wenn man nicht mehr die Dollarzeichen in den Augen hat, sondern die Flüchtlinge sieht, verändert sich auch die Frage: Wo bauen wir.

Das Interview führte Jan-Hendrik Stens. 


Weihbischof Ansgar / © domradio.de (DR)
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