Pfarrer zum Brandanschlag einer Flüchtlingsunterkunft in seiner Gemeinde

"Den Flammen zum Fraß vorgeworfen"

Am Samstagmorgen hat ein Brandanschlag das Pfarrhaus der Gemeinde Köln-Rondorf zerstört, in dem eine Flüchtlingsfamilie aus dem Irak untergebracht war. Pfarrer Regamy Thillainathan wohnt in der Gemeinde und spricht über die Zukunft der Familie.

Kölner Feuerwehr im Einsatz / © Federico Gambarini (dpa)
Kölner Feuerwehr im Einsatz / © Federico Gambarini ( dpa )

domradio.de: Die Polizei und die Staatsanwaltschaft haben sich erst mit Mutmaßungen zurückgehalten – jetzt ist von Brandstiftung die Rede. Wissen Sie schon Näheres?

Pfarrer Regamy Thillainathan (Direktor des Päpstlichen Werkes für Geistliche Berufe am Erzbischöflichen Haus in Köln): Nein, momentan wissen wir leider noch nichts Näheres. Wir wissen nur, dass es ganz sicher Brandstiftung war und auch diese Verwüstung und Vernichtung in Kauf genommen wurde.

domradio.de: In dem Pfarrhaus wohnte eine Familie aus dem Irak. Sie war nicht da, als der Brand geschehen ist. Was passiert denn jetzt mit der Familie?

Pfarrer Thillainathan: Wir haben gestern dafür gesorgt, dass die Familie auf jeden Fall zusammen bleiben kann. Es gab verschiedene Überlegungen, sie auf verschiedene Einrichtungen hin zu trennen. Wir haben aber gespürt und auch im Gespräch mit der Familie festgestellt, dass es ihnen ein Bedürfnis und eine Sehnsucht ist, gerade nach dieser erneuten traumatischen Erfahrung gemeinsam zu bleiben. Sie wurden jetzt an einen sicheren Ort gebracht. Und jetzt müssen wir in den kommenden Tagen nach einer langfristigen und für alle auch zufriedenstellenden Lösung suchen.

domradio.de: Wie viel hat die Familie denn von dem Brand mitbekommen?

Pfarrer Thillainathan: Die war zwar – Gott sei Dank – außer Haus, aber sie sind natürlich, als sie das erfahren haben, heimgekehrt und haben leider miterleben müssen, wie ihre neu aufgebaute Zukunft den Flammen zum Fraß vorgeworfen wurde.

domradio.de: Man hat dieser Flüchtlingsfamilie ein Pfarrhaus zu Verfügung gestellt, das gerade nicht genutzt wird. Warum war denn dieses Pfarrhaus überhaupt frei?

Pfarrer Thillainathan: Vor anderthalb Jahren hat es sich ergeben, dass der Pfarrer hier vor Ort verabschiedet wurde. Und es war klar, dass für ihn so schnell keine Nachfolger gefunden werden kann - aus praktischen Gründen. Die Gemeinde hat sich dann ganz schnell dazu entschieden, diese Möglichkeit der Unterbringung - wenn auch nur vorübergehend - zu nutzen und Menschen auf der Flucht eine neue Heimat, eine neue Perspektive zu bieten, damit sie erst einmal ankommen können. Und daraus sind dann nun anderthalb Jahre geworden.

domradio.de: Jetzt hat der Kölner Generalvikar Dominik Meiering sich in einer ersten Stellungnahme geäußert, der Familie sein Mitgefühl ausgesprochen und Zeugen aufgerufen, sich zu melden. Inwiefern steht das Erzbistum und der Generalvikar mit Ihnen in Kontakt? Wie läuft die Zusammenarbeit?

Pfarrer Thillainathan: Schon gestern Morgen haben sich sowohl der Generalvikar, Dr. Meiering, als auch unser Erzbischof Rainer Maria Wölki direkt telefonisch gemeldet und haben erst einmal gefragt, ob niemandem etwas geschehen ist. Dann haben sie umgehend jegliche Hilfe zugesichert. Und seitdem ist es so, dass sowohl der Generalvikar als auch der Erzbischof und auch die Verantwortlichen im Erzbistum in engem Kontakt mit uns stehen und wir alles weitere mit ihnen abstimmen.

Es ist ein Anliegen unseres Erzbsichofs und unseres Generalsvikars gerade in dieser Stunde klar zu sagen und klar zu zeigen, dass wir zusammenstehen und dass wir uns nicht von solchen babarischen Aktionen einschüchtern lassen. Ganz gleich aus welcher Richtung dieses auch geschehen ist.

 

Das Gespräch führte Christoph Paul Hartmann.


Regamy Thillainathan / © Robert Boecker (DR)
Regamy Thillainathan / © Robert Boecker ( DR )
Quelle:
DR