Europas Bischöfe ohne gemeinsame Linie in Flüchtlingsfrage

Zäune und Barrieren

Die katholischen Bischofskonferenzen in Europa wollen sich nicht auf eine einheitliche Linie in der Flüchtlingskrise verständigen. In dieser Frage könne es "nicht nur eine einzige Antwort geben", sagte Kardinal Peter Erdö.

Papst Franziskus mit Flüchtlingen auf Lesbos / © Filippo Monteforte / Pool (dpa)
Papst Franziskus mit Flüchtlingen auf Lesbos / © Filippo Monteforte / Pool ( dpa )

Bei einem Treffen des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) mit hohen Kurienvertretern im Vatikan habe man am Dienstag in Rom zwar lange über Migration gesprochen; das Problem lasse sich aber nicht in einer Stellungnahme "mit drei Zeilen" erklären, so CCEE-Präsident Kardinal Erdö.

Der Budapester Kardinal sagte, man müsse die Flüchtlingsfrage weiter studieren. Es gehe darum zu prüfen, inwieweit durch bestimmte Maßnahmen "die katholische Lehre verdunkelt" werde. Aufgabe der Kirche sei es, "das Evangelium Jesu Christi und seine Werte zu verkünden, nicht, politische oder operative Handlungsempfehlungen zu geben". Vorrangig seien großzügige humanitäre Hilfe und Aufnahmebereitschaft. CCEE-Vizepräsident Erzbischof Angelo Massafra aus Shkodra-Pult in Albanien sagte, daran habe es seitens der Kirche nicht gefehlt.

Keine generelle Ablehnung von innereuropäischen Grenzkontrollen

Erdö äußerte indirekt Verständnis für innereuropäische Grenzkontrollen. Im vergangenen Jahr hätten 430.000 Personen Ungarn passiert; von ihnen hätten sich "100.000 geweigert, ihre Identität anzugeben", sagte der Budapester Kardinal bei einer Pressekonferenz.

Trotz Zäunen und Barrieren habe es immer die Möglichkeit eines legalen Übertritts für Menschen gegeben, die Asyl suchten oder aus anderen Gründen reisen wollten.

Kardinal Angelo Bagnasco, ebenfalls Vizepräsident des CCEE, bekräftigte seine Einschätzung, die europäische Flüchtlingskrise lasse sich nur auf Ebene der Vereinten Nationen lösen. Er sehe einen "langen Weg, was die Übernahme von Verantwortung angeht". Dieser sei länger als jener zur Lösung humanitärer Probleme, so der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Genua.

Respekt vor Kultur und Gesetzen

Bagnasco mahnte auch zu Integration und kultureller Identität. Integration sei dringlicher denn je, setze aber einen entsprechenden Willen auf beiden Seiten voraus. Dazu gehöre für Zuwanderer der Respekt vor Kultur und Gesetzen. Die Menschen in den Aufnahmeländern müssten sich hingegen darauf besinnen, was sie verbinde und als Gemeinschaft auszeichne. Eine Gesellschaft, die "nur noch eine Menge von Individuen" sei, werde schwach und brüchig, sagte Bagnasco.

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen, lateinisch Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae (CCEE), will die Zusammenarbeit der katholischen Bischöfe auf dem Kontinent fördern. Dem 1971 gegründeten Gremium gehören derzeit 39 Mitglieder an. Dazu gehören 33 Bischofskonferenzen sowie Vertreter aus dem Erzbistum Luxemburg, dem Fürstentum Monaco, aus Moldawien, Zypern, der Ukraine und der Apostolische Administrator von Estland. Die Amtszeit der aktuellen Leitungsspitze endet im Oktober.

 


Quelle:
KNA