Vom Umgang einer katholische Grundschule mit Kinderfragen nach Terror

"Dem nächsten Tag immer eine Chance geben"

Wie spricht man mit kleinen Kindern über die Terroranschläge in Paris? Wir haben nachgefragt bei Barbara Goodworth, Mitglied der Schulleitung der katholischen Franziskusschule in Köln.

Auch kleine Kinder beschäftigt der Terror / © Eteinne Laurent (dpa)
Auch kleine Kinder beschäftigt der Terror / © Eteinne Laurent ( dpa )

domradio.de: Haben Sie an Ihrer Schule über die schrecklichen Ereignisse in Paris gesprochen?

Barbara Goodworth: Ja, die Kinder hatten aber am Wochenende schon mit ihren Eltern darüber gesprochen, so dass wir am Montag daran anknüpfen konnten. Besonders die älteren Kinder im 4. Schuljahr hatten aber noch weitere Fragen an die Lehrer. Sie wollten wissen, wie die anderen Kinder und die Lehrer über dieses Thema denken. Sie brauchten ein Forum, um darüber sprechen zu können. Dann war das Thema aber auch für die Kinder erledigt.

domradio.de: Sollten Eltern denn die ganze Wahrheit sagen?

Goodworth: Es ist bestimmt gut, die ganze Wahrheit zu sagen, aber das Tolle bei so jungen Kindern ist, dass sie dem nächsten Tag immer eine Chance geben. Die nehmen das auf, verarbeiten es und vergessen es dann aber auch wieder. Je jünger die Kinder sind, desto schneller sind sie damit zufrieden, wenn man ihnen sagt: Bei uns vor der Haustüre passiert so etwas wahrscheinlich nicht. Das Geschehene ist traurig, und wir wollen zusammen trauern, dann ist es aber auch wieder gut.

domradio.de: Auch die Flüchtlingsfrage wird ja im Zusammenhang mit den Anschlägen diskutiert. Haben Sie Flüchtlingskinder an der Schule?

Goodworth: Ja, wir haben einige kleine Kinder. Im ersten Schuljahr z.B. haben wir ein Mädchen, das nach den Sommerferien zu uns gekommen ist, sie ist ganz toll integriert worden. Die anderen Kinder waren ganz glücklich mit ihr. Schade ist, dass das Kind dann wieder in ein anderes Flüchtlingsheim umziehen musste und der Abschiedsschmerz war von beiden Seiten groß. Die Kinder waren traurig und fragen sich, wie es dem Mädchen jetzt geht, was es jetzt wohl macht und wo es ist. So etwas ist viel näher und mehr Thema als die Terrorgeschichte.

domradio.de: Wie schaffen die Lehrer denn diese neuen Aufgaben?

Goodworth: Es ist auch so etwas wie ein Beitrag zum Ehrenamt. Wir schauen, dass wir für die Kinder Schulranzen und Lernmaterial organisieren, und wir machen Kleiderspenden-Aufrufe in der Elternschaft. Das ist wunderbar, wie viele Leute uns da helfen und unterstützen. Außerdem gibt es ganz viele Senioren, die sehr froh sind, eine gute Aufgabe zu haben. Neulich habe ich eine Frau auf der Straße getroffen, die ganz spontan zusagte, zwei Mal die Woche vorbeizukommen, um mit den Flüchtlingskindern zu lesen und zu spielen.

domradio.de: Ist an Ihrer Franziskus-Schule also der Name Programm?

Goodworth: Das ist so. Wir haben uns 1992 so benannt und uns auch sehr über diesen Papst gefreut. Unsere Schule wird ja heute 60 Jahre alt, und das feiern wir mit einem Gottesdienst im Foyer der Schule und dann gibt es eine große Party.

Das Interview führte Verena Tröster.


Schüler der Franziskus-Schule / © Franziskus-Schule
Schüler der Franziskus-Schule / © Franziskus-Schule
Quelle:
DR