Kirchen unterstützen Merkels Flüchtlingspolitik

"Wir können das schaffen"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat von den beiden großen Kirchen Rückendeckung für ihre Flüchtlingspolitik bekommen. Entsprechend äußerten sich Reinhard Kardinal Marx und der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".

Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strom (r) / © Tobias Hase (dpa)
Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strom (r) / © Tobias Hase ( dpa )

Es habe ihn "beeindruckt", wie die Kanzlerin versuche, "Humanität und politische Steuerung" zu verbinden, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm in einem gemeinsamen Interview mit dem katholischen Kardinal Reinhard Marx. "Das verdient hohen Respekt." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz verwies darauf, dass alle Vertreter der Zivilgesellschaft bei ihrem jüngsten Treffen im Kanzleramt betont hätten: "Es wird nicht leicht, aber: Wir können das schaffen." Marx betonte, auch die Kirchen bekämen wie die Politik hasserfüllte Briefe und E-Mails. Die Politik dürfe jetzt nicht ängstlich werden.

Warnung vor falschen Tönen in der Diskussion

"Sie muss Mut machen und zeigen, dass in dieser Krise auch Chancen liegen. Dann machen die Leute mit." Bedford-Strohm warnte vor falschen Tönen in der Debatte. "Wenn jetzt bürgerliche Parteien die Parolen der Populisten aufgreifen, wählen die Leute am Ende trotzdem das Original", so der EKD-Ratsvorsitzende.

Die Stimmung in der Bevölkerung werde nicht kippen, betonte der bayerische Landesbischof. Der Kardinal unterstrich, dass dies erst dann geschehen könne, "wenn wir sagen: Das schaffen wir alles nicht." Sorgen bereite ihm jedoch der Mangel an Solidarität auf politischer Ebene weltweit, in Europa und Deutschland. "Dass es weltweit in den Flüchtlingscamps oft am Nötigsten fehlt, ist eine Schande."

Bedford-Strohm sagte, es gehe nun um die Frage, welches Land und welches Europa die Gesellschaft wolle. "Der Versuch, sich Menschen vom Leibe zu halten, die keine Heimat mehr haben, die deshalb nach Europa gekommen sind, ist zum Scheitern verurteilt."

Kritik an neuem Asylgesetz

Beide erneuerten die Kritik der Kirchen an den neuen Asylgesetzen. Marx mahnte ein faires Verfahren und eine faire Behandlung der Flüchtlinge an. Bedford-Strohm kritisierte, dass Flüchtlinge bis zu sechs Monaten in Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben müssten. "Das ist nicht sinnvoll, wenn sie private familiäre Netzwerke hier haben, bei denen sie unterkommen können."

 


Quelle:
KNA