Initiative organisiert Erntedankfest für Flüchtlinge bei Bonner Familien

Gemeinsam am Tisch

Die evangelische Kirche in Bonn hat eine neue Flüchtlingsinitiative gestartet. Anlässlich des Erntedankfestes können Flüchtlinge zu Familien nach Hause eingeladen werden, erklärte Mitorganisatorin Monika Osterheld gegenüber domradio.de.

Gemeinsam essen am Tisch / © Jojo Whilden (dpa)
Gemeinsam essen am Tisch / © Jojo Whilden ( dpa )

domradio.de: Wenn ich in Bonn wohne und die Idee gut finde, was muss ich dann tun?

Monika Osterheld: Sie haben die Möglichkeit, Kontakt mit uns aufzunehmen. Aber besten funktioniert das über das Internet mittels unserer Homepage oder über Facebook. Unsere Seite lautet www.refugees-freude-schenken.de. Über diese Adresse finden Sie uns auch auf Facebook. Auf unserer Webseite bieten wir ein Anmeldeformular an. Dort braucht man zunächst nur seinen Namen, die Telefonnummer und die Mitmach-Bereitschaft einzutragen. Im Idealfall sollte man möglichst mindestens zwei Flüchtlinge einladen, da sie sich dann sicherer fühlen. 

domradio.de: Man kann aber auch eine Familie einladen, oder?

Monika Osterheld: Selbstverständlich. Das fragen wir dann in der Kontaktmail ab. Nachdem man sich angemeldet hat, bekommt man von uns eine Mail, und wir besprechen die Details dann genauer ab. Man kann bei der Anmeldung unter der Rubrik "Bemerkungen" auch bereits Wünsche hinterlegen, Uhrzeiten vorschlagen oder Präferenzen angeben.

domradio.de: Wie sind sie auf die Idee gekommen, das zu machen?

Monika Osterheld: Ich war vor vielen Jahren als Studentin in den USA. Kurz nach unserer Ankunft feierten die Amerikaner dort Thanksgiving. Ich bin damals von einer Familie eingeladen worden. Es hieß, das sei eine Tradition in Erinnerung an die Indianer, die die Siedler über den ersten Winter durchgefüttert hatten. Für mich war das damals die erste Begegnung mit amerikanischer Kultur. Studentenkultur ist ja weltweit ziemlich ähnlich, aber damals in eine ganz normale Familie reinzukommen, war für mich ein Augenöffner. Und genau das wünsche ich mir für die Flüchtlinge hier bei uns.

domradio.de: Die Flüchtlinge sollen also das Familienleben in Bonn kennenlernen?

Monika Osterheld: Ich selber war in den vergangenen Wochen viel in den Einrichtungen unterwegs. Wenn man mit den Flüchtlingen spricht, bedauern diese immer, dass sie so schlecht Kontakt zu Deutschen finden. Das ist natürlich auch schwierig, weil bei vielen die Sprachkenntnisse noch recht spärlich sind. Es ist aber immer schön, wenn man die Sprachkenntnisse um ein paar Worte erweitern kann. Ich habe vielen Flüchtlingen auf den Weg gegeben, jeden Tag ein neues Wort auf Deutsch zu lernen. Das macht im Jahr 365 neue Wörter, was ich einigermaßen viel finde. Ein so denkwürdiger Abend oder Nachmittag kann den Flüchtlingen sicherlich auch ganz viel Motivation geben und Mut machen, sich auf die neue Lebenssituation einzulassen. Nicht nur manche Deutsch haben Angst vor den Flüchtlingen. Vor allem haben viele Flüchtlinge fern der Heimat Angst vor Deutschland. Es wäre schön, den Flüchtlingen mit so einer Aktion die Angst zu nehmen.

Das Interview führte Silvia Ochlast

Die Aktion findet im Zeitraum vom 11. Oktober bis 15. November statt. Zum Abschluss wird ein gemeinsames Martinsfest gefeiert.


Quelle:
DR