Gedenkgottesdienst für zu Tode gekommene Flüchtlinge in Wien

"Eine bewegende Feier"

Mit einem zentralen Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom wurde am Montagabend an zu Tode gekommenen Flüchtlinge gedacht. "Es war ein bewegende Feier", wie Pressesprecher Dr. Michael Prüller gegenüber domradio.de erzählte.

Österreichs Regierung trauert (dpa)
Österreichs Regierung trauert / ( dpa )

domradio.de: Wie war es denn gestern Abend?

Dr. Michael Prüller (Pressesprecher Erzdiözese Wien): Sehr beeindruckend. Es war eine sehr schlichte, aber tiefgehende Feier.

domradio.de: Es sind viele, viele Menschen in den Stephansdom gekommen. Kardinal Schönborn hat die Messe geleitet. Am Anfang haben erst mal alle Glocken geläutet, oder?

Dr. Michael Prüller: Das ist richtig. Auch die berühmte "Pummerin", die Hauptglocke vom Stephansdom hat geläutet. Der Einzug wurde ohne Musik zum Totengeläut der Glocken durchgeführt. Das war schon ein bewegender Moment. Es war auch ein Großteil der österreichischen Bundesregierung im Stephansdom. Der Dom insgesamt war voll. Gleichzeitig hat in Wien eine friedliche Demonstration über das "Mensch sein in Österreich" stattgefunden, die sich auch für Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt hat. Das war eine zufällige Terminkollision und nicht vorher abgesprochen. Somit gab es im Stephansdom und davor ein sehr schönes Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen.

domradio.de: Haben Sie den Eindruck, dass sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert?

Dr. Michael Prüller: Das ist schwer zu sagen. Wenn wir in unsere Pfarreien hinausgehen und dort Informationsabende zu der Frage, was man tun könnte, abgehalten werden, dann sieht man, dass die Hilfsbereitschaft eigentlich viel größer ist als man annimmt. In den Herzen der Menschen bewegt sich schon sehr viel. 

domradio.de: Plant die katholische Kirche in Österreich weitere Aktionen? 

Dr. Michael Prüller: In der nächsten Zeit sind keine großen Aktionen geplant. Aber wir werden versuchen, noch viel mehr zu kommunizieren. Wir möchten die Lust wecken, den Flüchtlingen Hilfe anzubieten. Es gibt Berichte von hilfsbereiten Menschen, die auf die Bahnhöfe gehen, auf denen die Flüchtlinge nun in unglaublichen Mengen ankommen. Ungarn kann die Flüchtlingssituation offenbar bürokratisch nicht lösen und versucht, die Flüchtlinge weiter in den Westen und zu uns nach Österreich ausreisen zu lassen. Und sofort gibt es eine ganze Reihe von Freiwilligen, die helfen wollen. Diese Geschichte muss man einfach nur erzählen, damit weitere Menschen ermutigt werden, die Gefühle, die sie eh schon in ihren Herzen spüren, in Taten umzusetzen.

Das Interview führte Susanne Becker-Huberti


Quelle:
DR