Flüchtlingsgipfel: Kardinal Marx für Beteiligung der Kirchen

"Gesamtgesellschaftliche Aufgabe"

Die Kirchen sollten nach Ansicht des Münchner Kardinals Marx beim nächsten Flüchtlingsgipfel in Berlin mit am Tisch sitzen. Gegenüber dem Sender "Phoenix" kritisierte er zudem rechte Hetze gegen Flüchtlinge. 

Kardinal Reinhard Marx  (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / ( KNA )

"Ich würde mir eine Beteiligung wünschen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in der Phoenix-Sendung "Kamingespräche" die am Sonntag um 13 Uhr ausgestrahlt wird. Die Neuankömmlinge zu versorgen und sie menschenwürdig zu behandeln, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und keine parteipolitische Frage, fügte Marx hinzu. Neben den Kirchen sollten auch gesellschaftliche Gruppen mit am Tisch sitzen.

Der Europäischen Union warf der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE ist, einen mangelnden politischen Willen vor, zu einer gemeinsamen Strategie beim Umgang mit Flüchtlingen zu finden. In der Bankenkrise sei man sich sehr schnell einig geworden. "Aber hier kommen wir nicht zusammen."

"Deutlich machen, dass wir das nicht akzeptieren"

Zugleich zeigte sich Marx "sehr erschrocken" über das Ausmaß der Migrantenströme. Er habe sich diese Dimensionen nicht vorstellen können. Rund 25 Jahre nach dem Fall der Mauer habe sich die Welt in einen sehr viel unsichereren Ort gewandelt, als sie es jemals in dieser Zeitspanne gewesen sei.

Eindeutig verurteilte der Kardinal jede Form von Fremdenhass. "Man muss deutlich machen, dass wir das nicht akzeptieren", sagte Marx. Wer Hass schüre, der müsse sich nötigenfalls gegenüber dem Rechtsstaat verantworten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz geht nach eigenen Worten nicht davon aus, dass radikale Kreise durch Belehrungen zu beeindrucken seien. "Wahrscheinlich nicht einmal durch Belehrungen des Herrn Bundespräsidenten und der Frau Bundeskanzlerin", sagte Marx weiter. Er wisse nicht, "wie ich mit solchen Leuten diskutieren soll". 

Christlicher Auftrag: Nächstenliebe

Leider profitierten dank der sozialen Netzwerke viele rechte Sympathisanten vom Internet als Bühne. "Wer im Netz die abstrusesten, die radikalsten, die unverschämtesten und widerlichsten Parolen verbreitet, auf den wird ja geschaut."

Mit Blick auf selbst ernannte Verteidiger des christlichen Abendlandes, die vor Flüchtlingsheimen demonstrierten oder sich an Pegida-Märschen beteiligten, sprach Marx von einer "roten Linie", die durch die biblische Botschaft vorgegeben werde. Danach sei jeder Mensch ein "Bild des lebendigen Gottes". Wo immer jemand egal welcher Herkunft verunglimpft oder gar körperlich angegriffen werde, werde diese rote Linie überschritten. Christen hätten in diesen Tagen dagegen den Auftrag, nicht nur Zeichen zu setzen, sondern aktiv ihrem Nächsten zu helfen.

 


Quelle:
KNA , epd