Umbaupläne für Kölner Klarissenkloster liegen vor

Eine offene Wohnanlage für Flüchtlinge

Das ehemalige Klarissenkloster in Köln wird zu einer offenen Wohnanlage für Flüchtlinge und Kölner umgebaut - zuvor hatte es Zwist zwischen Stadt und Kirche gegeben. Diözesanbaumeister Martin Struck stellt die Pläne im domradio.de-Interview vor.

Modell des umgebauten Klarissenklosters / © Michael Kasiske
Modell des umgebauten Klarissenklosters / © Michael Kasiske

domradio.de: Lassen Sie uns nochmal eben repapitulieren - Was waren das denn für Schwierigkeiten, die nicht zu überbrücken schienen?

Martin Struck (Diözesanbaumeister im Erzbistum Köln): Es ging im Wesentlichen darum, dass das Quadrum, das ist der Schwesternwohntrakt,  genau wie die Kirche und das Pfortengebäude, unter Denkmalschutz steht. Wir hatten geplant, diesen Trakt durch einen Neubau zu ersetzen. Und da haben die staatliche Denkmalpflege und der Stadtkonservator das rote Schild hochgehalten und gesagt: Nein, ihr müsst versuchen, in dem vorhandenen Kloster dieses Wohnprojekt zu realisieren. Koste es, was es solle.

domradio.de: Dazu muss man auch sagen, bei dem Klarissenkloster handelt es sich nicht um ein ganz besonderes Gebäude aus dem späten Mittelalter - so alt ist das Kloster gar nicht?

Struck: Denkmalschutz ist keine Frage des Alters. Es geht darum, dass das Objekt wichtig für unsere Zeit ist und das Kloster von 1928 war für das rechtsrheinische Köln-Kalk einfach ein wichtiger Ort. Der Denkmalpfleger ist der Auffassung, dass das nach dem Gesetzestext des Denkmalschutzgesetzes unter Schutz gehört.

domradio.de: Und jetzt gibt es eine Lösung - wie sieht die aus?

Struck: Man muss dazu sagen, dass das Quadrum nur der kleinere Teil des ganzen Projektes ist. Im früheren Klostergarten bietet sich die Möglichkeit, durch eine entsprechende Bebauung dort ganz normalen geförderten Wohnbau anzulegen.

domradio.de: Und dieser Neubau kann jetzt beginnen?

Struck: Wir haben zunächst mal einen allererste Vor-Entwurf des Architekturbüros „LK Architektur“ hier aus Köln. Das muss wie jedes andere Projekt, das man hier in Köln realisieren will, natürlich erst man auf die Genehmigungsschiene gesetzt werden. Das heißt, wir müssen zunächst mal einen Entwurfsplan machen, der ist dann viel detaillierter als jetzt. Dann müssen wir noch mal schauen, ob das realistisch ist, ob das finanzierbar ist. Und wenn man diesen Entwurfsplan dann hat, dann kann man auf dessen Basis die Baugenehmigung beantragen. Wir kennen ja auch unsere Stadt Köln mit Brandschutz und allem, was dazuzählt – da kann so eine Baugenehmigung eine Zeit dauern.

domradio.de: Sprechen wir mal über das Pförtnerhäuschen. Da können doch bald Menschen einziehen, oder?

Struck: In diesem Bau wollten wir ursprünglich vor vier Jahren mal die Schwestern unterbringen, denn dieses Quadrum hat sich als ungeeignet erwiesen, um dort nach heutigen Möglichkeiten Bäder oder Pflegebetten entsprechend einzubauen – man muss ja den Brandschutzbedingungen entsprechen. Deswegen hatten wir entschieden, das vorne in dem kleineren Pfortengebäude zu machen. Damals hatten wir für die Schwestern eine Planung gemacht und einen Bauantrag, haben auch begonnen zu bauen. Doch die Schwestern haben dann entschieden, den Standort aufzugeben. Es sind während der Bauzeit zwei Nonnen verstorben, eine hat das Kloster verlassen und dann ist die Liegenschaft aufgelöst worden. Wir haben dann für ein Jahr die Baustelle still gelegt. Pfarrer Meurer hatte dann die Idee, dort Flüchtlinge unterzubringen. Wir haben dann die Bauarbeiten wieder aufgenommen, haben jetzt eine neue Baugenehmigung bekommen und hoffen, dass wir Ende September diesen Bauteil fertiggestellt haben, dann können dort bis zu 20 Flüchtlinge einziehen.

domradio.de: In der Wohnanlage werden Flüchtlinge und Kölner zusammen leben - wie wird das denn in der neuen Architektur berücksichtigt?

Struck: Das ist ein schönes Grundstück mit einem Altbau und einem Neubau drauf und in beiden versuchen wir, möglichst gleichwertige Wohnungen unterzubringen. Einmal im geförderten Wohnungsbau und eben in dem Altbau.  Da sind die Zimmer vielleicht nicht so ideal geschnitten, aber das bringt eben das Denkmal mit sich. Aber ich glaube, auch das wird Liebhaber finden. Das ganze wird wie ein normales Wohnquartier werden und die Hoffnung ist, dass irgendwann nicht mehr erkennbar ist, wer ist Flüchtling und wer ist Einheimischer, der dort mitwohnt? Die Integration soll sich automatisch ergeben.

domradio.de: In das Pförtnerhäuschen ziehen aber nur Flüchtlinge, oder?

Struck: Ja. Der Stadtcaritasverband wird dort die Betreuung übernehmen. Es werden viele Jugendliche Alleinflüchtende einziehen, ganz junge Menschen, einige noch minderjährig. Die kommen ohne Eltern oder andere Familienangehörige rüber und für sie ist es ideal, was wir dort bauen. Das sind Einzelzimmer mit einer kleinen Sanitäreinheit – sie waren ja für Nonnen gedacht – und das passt nach Angaben des Wohnungsamtes ideal für diesen Personenkreis, der dann von der Caritas betreut werden wird. Sie können, wenn alles gut läuft, im Oktober einziehen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Begutachtung des Klarissenkloster-Modells / © Michael Kasiske
Begutachtung des Klarissenkloster-Modells / © Michael Kasiske

Lageplan des Klarissenklosters / © LK Architekten
Lageplan des Klarissenklosters / © LK Architekten
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