Kardinal Woelki zur Baumarkt-Unterbringung

"Nur für begrenzte Zeit"

"Schlimm und furchtbar": Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die Unterbringung von Flüchtlingen in einem früheren Baumarkt heftig kritisiert.

"Kojen" für 200 Flüchtlinge  (dpa)
"Kojen" für 200 Flüchtlinge / ( dpa )

Dies sei zwar "allemal besser als auf dem Mittelmeer und allemal besser, als wenn mir Bomben um die Ohren fliegen", sagte Woelki am Donnerstag vor Journalisten in Köln. "Aber wir sind jetzt halt in Deutschland und nicht in Syrien."

In der früheren "Praktiker"-Filiale in Köln-Porz sollen ab Montag rund 200 Flüchtlinge untergebracht werden. "Eine solche Unterbringung kann nur für eine sehr eng begrenzte Zeit sein", forderte Woelki. Hierzulande müssten alle Möglichkeiten genutzt werden, um den Schutzsuchenden so schnell wie möglich ein menschenwürdiges Dasein und eine Beheimatung zu ermöglichen.

Woelki: Unverständnis für Behörden

Zugleich zeigte der Erzbischof Unverständnis darüber, dass mehrere Angebote des Erzbistums zur Unterbringung von Flüchtlingen von den Behörden abgelehnt wurden. Für manche Bescheide hätten die entsprechenden Stellen Wochen gebraucht und dann auch mitunter nur eine "lapidare" Nachricht per E-Mail geschickt, bemängelte Woelki.

Es gebe bei Kommunen und Bezirksregierung "viele engagierte Leute", betonte der Kardinal. Die Vielzahl der Flüchlinge übersteige aber oft deren Kräfte. Dennoch finde er es schwierig, wenn etwa ein leerstehendes Alten- und Pflegeheim in Lindlar nahe Köln mit seinen 108 Plätzen als zu klein abgelehnt werde. "Lieber in einer Immobilie mit 108 Plätzen als in einer Turnhalle oder einem Baumarkt nächtigen", sagte Woelki.

Elf Millionen für Wohnpark

Auch beim früheren Klarissenkloster in Köln-Kalk sei die Ablehnung aus Denkmalschutzgründen schwer nachvollziehbar, so der Erzbischof. "Wir haben einen Auftrag, Früheres zu erhalten, andererseits stehen wir mit diesem Projekt in einer Notsituation." In Kalk wolle das Erzbistum ein integratives Projekt schaffen, bei dem Flüchtlinge neben Wohnraum auch Sprachkurse und Sozialberatung erhalten. Für diesen Wohnpark würde es "nochmal elf Millionen in die Hand nehmen", so Woelki.

"Wir müssen davon ausgehen, dass die meisten Flüchtlinge nicht mehr zurückgehen, weil sie es auch gar nicht können", unterstrich Woelki. Daher müsse man die Menschen als Bereicherung begreifen. "Wir dürfen keine Gettos schaffen, indem wir sie am Stadtrand unterbringen, sonst züchten wir Radikalismus und schaffen Nährboden für rechte Parolen und Gewaltbereitschaft», sagte der Kardinal.


Rainer Maria Kardinal Woelki (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( DR )
Quelle:
KNA