Erzbischof fordert mehr Geld für Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen

"Zum Himmel schreiende Not"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat erneut scharfe Kritik an der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik geübt. Der neue Asyl- und Migrationsfonds der Europäischen Union sei bedarfs- und lebensfern.

Kardinal Woelki: Spende für Folteropfer (Erzbistum Köln)

Er könne in der Vorweihnachtszeit nicht über Sterne und den Himmel sprechen, wenn vor seiner Haustüre die Not traumatisierter Menschen zum Himmel schreie, sagte Woelki am Mittwoch bei der Vorstellung der diesjährigen Wohlfahrts-Briefmarke im Caritas-Therapiezentrum für Folteropfer in Köln. In der Einrichtung können Folteropfer Erlebtes mit Hilfe von Psychologen aufarbeiten. Dass diese wichtige Arbeit nicht regelfinanziert, sondern von Spenden und Zuschüssen abhängig sei, sei für ihn ein dramatischer Mangel an Mitmenschlichkeit, bemängelte Woelki im Beisein von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Woelki kritisierte zudem, dass künftig nur noch Flüchtlinge in einem laufenden Verfahren an Programmen des neuen Asyl- und Migrationsfonds der EU teilnehmen könnten. Bislang hätten Flüchtlinge unabhängig vom Stand ihres Asylverfahrens an Programmen des Europäischen Flüchtlingsfonds teilnehmen können. Flüchtlinge, die jedoch erst einen sicheren Aufenthaltsstatus anstrebten, bevor sie die Kraft hätten, ihre Traumata zu bearbeiten, gingen nach der Neuordnung der europäischen Zuschüsse nun leer aus, sagte Woelki: "Ich finde, das ist bedarfs- und lebensfern." Um dem Therapiezentrum auch 2015 seine Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen zu ermöglichen, überreichte Woelki im Namen des Erzbistums Köln einen Scheck über 150.000 Euro.

Schäuble und Kardinal Woelki stellen neue Weihnachtsmarke vor

Bei der Vorstellung der neuen Weihnachtsmarke warben Schäuble und Kardinal Woelki für mehr Hilfe für Flüchtlinge. Statt bei Montagsdemonstrationen Ängste auszudrücken, sollten die Flüchtlinge gut aufgenommen werden, sagte Schäuble unter Anspielung auf die islamkritischen Pegida-Kundgebungen in Dresden.

Woelki rief dazu auf, Flüchtlingen einen Neuanfang zu schenken. Das Sonderpostwertzeichen "Weihnachten 2014" stellt den Stern von Bethlehem mit einem stilisierten Kometenschweif dar. Die von der Grafikerin Nicole Elsenbach aus Hückeswagen gestaltete Marke im Wert von 60 Cent wird mit einem Aufschlag von 30 Cent für soziale Zwecke verkauft. Im vorigen Jahr flossen den Wohlfahrtsverbänden laut Schäuble 10 Millionen Euro zu. Die Marke mit einer Tradition von 45 Jahren biete die Möglichkeit, sich selbst und anderen eine Freude zu machen.


Quelle:
epd , KNA