Armin Laschet lobt Kardinal Woelkis Einsatz für die Flüchtlinge

"Noch mehr Liegenschaften bereitstellen"

Der Vorsitzende der CDU Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, hat den Einsatz des Kölner Erzbischofs, Rainer Maria Kardinal Woelki, für die Flüchtlinge begrüßt. Im domradio.de-Interview sieht er aber noch weiteren Handlungsbedarf.

 (DR)

domradio.de: Wie schätzen Sie die Situation der Flüchtlinge in NRW ein?

Laschet: Ich stelle fest, dass wir in der Bevölkerung eine ganz andere Stimmungslage haben, als in den Neunziger Jahren. In den Neunzigerjahren hatten wir auch 300 bis 400 Tausend Asylbewerber pro Jahr aber eine zunehmend ablehnende Haltung der Bevölkerung. Wir erleben jetzt, dass es viel ehrenamtliches und kirchliches Engagement gibt, und dass angesichts der Bilder aus Syrien und dem Irak die Menschen auch Verständnis haben für die Flüchtlinge. Jetzt geht es darum, das so zu organisieren, damit diese Stimmung nicht umschlägt.

domradio.de: Der neue Kölner Erzbischof hat ja auch signalisiert, dass nicht mehr die einfachen Stammtischparolen die öffentliche Meinung beherrschen, sondern dass nun mehr und mehr die engagierten Bürger sich zu Wort melden. Wie können sich denn Bürger nun engagieren und helfen?

Laschet: Wenn die Flüchtlinge ankommen, kommen sie in Landesunterkünfte, die sind irgendwo im Land verteilt. Da ist das Land in der Pflicht, gute Standards einzuhalten. Das war leider in NRW nicht immer der Fall. Dann werden die Flüchtlinge in die Kommunen überwiesen, und dann ist der Moment zu sagen: Ja, das sind Menschen, die auf Dauer hier bleiben, wir helfen ehrenamtlich, wir betreuen die Kinder mit, wir schauen, dass sie in unserer Vereine kommen und, falls sie Christen sind, in unsere Pfarrgemeinden. Das findet überall im Lande schon statt, aber man es natürlich noch besser machen.

domradio.de: Sind sie denn als Oppositionsführer mit der Flüchtlingspolitik der NRW-Landesregierung zufrieden?

Laschet: Es gibt eine Menge Optimierungsbedarf, denn was da zum Beispiel in Burbach und anderen Einrichtungen vorgefallen ist, diese schrecklichen Bilder, die um die Welt gegangen sind, das war eine Schande für Nordrhein-Westfalen. Jetzt geht es darum, Standards zu definieren und die dann auch zu überprüfen. In Sachen z.B. gibt es einen Heim-TÜV mit klaren Bedingungen, und dann gehen die Vertreter des Landes in die Einrichtungen und prüfen, ob diese Standards auch eingehalten werden. Da muss NRW noch mehr tun. Der Flüchtlingsgipfel mit der Ministerpräsidentin hat gute Ergebnisse gebracht, aber wir als Opposition werden darauf achten, dass das auch alles eingehalten wird, was da zugesagt wurde.

domradio.de: Welche Rolle nehmen die Kirchen in diesem Prozess ein?

Laschet: Eine sehr, sehr hilfreiche Rolle. Insbesondere der neue Kölner Kardinal hat ja dieses Thema immer wieder angemahnt. Schon bei seiner Vereidigung gegenüber der Landesregierung hat er das Thema angesprochen. Er stellt auch kirchliche Räume zur Verfügung. Und da finde ich, könnten die Kirchen noch einmal intensiver schauen, ob es nicht noch mehr Jugendheime, Pfarrheime oder nicht genutzte Liegenschaften gibt, die man jetzt bereitstellen könnte.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.